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123. Dame, Doktor, As, Spion



Allgemeines
Originaltitel Tinker, Tenor, Doctor, Spy
Produktionsnummer 224
Erstausstrahlung USA 13.10.1999
Erstausstrahlung BRD 04.11.2000
 
Regie John Bruno
Drehbuch Joe Menosky
Story Bill Vallely
 
Story
Der Doktor erweitert sein Programm um neue Algorithmen, die es ihm ermöglichen, seine Fantasien als Tagträume auszuleben. Anders als im wahren Leben sieht sich der Doktor dort als vollwertiges, von der Crew über die Maßen geschätztes Besatzungsmitglied, daß mehr als nur ein einfacher Arzt ist: ein Poet, ein Künstler, ein wagemutiger Held, der von den Frauen an Bord angehimmelt wird und als "Holographisches Kommando-Notfallprogramm" jede Situation, wie aussichtlos sie auch sein mag, meistern kann. Aus dem harmlosen Spaß wird schließlich jedoch bitterer Ernst, als eine fremdartige außerirdische Rasse, die die Voyager erobern will, das Programm des Doktors nutzt, um ihr Ziel vor dem Angriff auszuspionieren. Was die fremden Wesen   aber nicht wissen, ist, daß sie lediglich die Tagträume des Doktors sehen - sie halten somit dessen Fantasien für eine genaue Wiedergabe des Lebens auf der Voyager.
 
Darsteller
Philox Jay Leggett
Der Überwacher Googy Gress
Devro Robert Greenberg
 
Bewertung
Die Reihe exzellenter Charakterepisoden setzt sich nach "Überlebensinstinkt" für Seven und "Die Barke der Toten" für B'Elanna mit einer beispiellosen Episode über den Doktor fort. Beispiellos, weil "Dame, Doktor, As, Spion", natürlich in erster Linie eine vollendete Komödie, es gleichzeitig schafft eine ernsten Unterton in der Behandlung der unerfüllten Wünsche und Hoffnungen des Doktors zu etablieren und auch im Verlauf der Episode zu bewahren, so daß die witzigen Einlagen in Form der Traumsequenzen des Doktors niemals lächerlich wirken. Mal ehrlich: wenn wir uns in die Tagträume des Doktors hineinversetzen, können wir uns dann nicht selbst sehen? Streben wir nicht alle nach mehr Anerkennung, nach mehr Möglichkeiten, unsere Wünsche und Träume in die Tat umzusetzen zu können? Der Doktor ist mit seinem Begehren, seine ursprüngliche Programmierung erweitern zu wollen, mehr zu sein und zu schaffen, sicher nicht allein. Wieder einmal ist es ein universelles Thema, das die Autoren ansprechen, und gleichzeitig ist es ein perfekt auf den Doktor zugeschnittenes Problem, das kontinuierlich seit der 1. Staffel weiterentwickelt wurde - seit der Doktor um seine Respektierung als vollwertiges Crewmitglied und um eine Chance, seine Möglichkeiten zu erforschen, bat. Diese Möglichkeiten wurden im Laufe der Serie schon einige Male gezeigt - in "Helden und Dämonen", "Makrokosmos" und "Flaschenpost" zum Beispiel. "Dame, Doktor, As, Spion" setzt mit eindrucksvollen Produktionswerten diese Reise fort, wobei die Episode zeigt, wieviel der Doktor eigentlich schon erreicht hat: längst wird er von der Crew anerkannt, längst wird im erlaubt, selbst die Initiative zu ergreifen und mehr aus sich zu machen. Als seine Tagträume ans Licht kommen, sieht die Crew die Probleme des Doktors nicht länger als Fehlfunktion (wie in "Das verborgene Bild") oder als ein unberechtigter Eingriff in den Programmalgorithmus (wie in "Charakterelemente"). Es sind die Probleme eines denkenden, fühlenden Wesens, denen auf entsprechende Weise begegnet werden muß. Und tatsächlich erhält der Doktor im optimistischen Finale, als eine spezielle, diesmal sehr reale Gefahr droht, bei nur der Doktor helfen kann, die Chance, das Schiff zu kommandieren und zu retten und so den ursprünglich beabsichtigten Nutzen aus seinem Projekt "Tagträume" zu ziehen. Die fremden Wesen, die durch Ausspionierung des Doktors Angriff und Plünderung des Schiffes planen, sind dabei natürlich in erster Linie ein Mittel, eine entsprechende Entwicklung der Handlung zu forcieren, doch durch ihre aufrechterhaltene Fremdartigkeit stellen sie ein interessantes Element der Geschichte dar, das sich zudem  in Form der Bewunderung des in seinem Wesen unterdrückten Observierers Philox für die (wenn auch rein fiktiven) weitreichenden Möglichkeiten des Doktors gut in den behandelten Themenkomplex einfügt. "Dame Doktor, As, Spion" ist als wohl gelungenste Komödie von "Star Trek: Voyager" ein Gewinner, der mit Witz, Tempo und auch der nötigen Sensibilität und Tiefe aufwartet.

 
Zitate
Janeway (zum Doktor): "Es ist nichts, wirklich. Eine alte Akademie-Verletzung. Ich habe gelernt, damit zu leben, aber vielleicht sollten Sie sich hier hin stellen und es sich mal anschauen. Genau... da!"
B'Elanna: "Kommen Sie ihm nicht zu nahe!"
Janeway: "Sie... können wegtreten!"
Borg: "Wir sind die Borg."
Doktor
: "Ich weiß sehr gut wer Sie sind. Deaktivieren Sie ihre Waffen!"
Borg
: "Nennen Sie ihre Bezeichnung."
Doktor
: "Kommandierendes Notfallhologramm, zu Ihren Diensten."
Borg
: "Bezeichnung unbekannt."
Doktor
: "Nicht mehr lange!"
Borg
: "Sie werden assimiliert werden."
Doktor: "Nur über meine Programmleiche!"
Doktor: "Alles, was ich je wollte, war meinem vollen Potential gerecht zu werden, meine Fähigkeiten zu verfeinern und mein Können zu erweitern... den Leuten zu helfen, die ich liebe."
 
Star Trek Datenbank
Die sehr fremdartige außerirdische Rasse, deren Name unbekannt bleibt, hat eine streng zentralistische Gesellschaft mit einer komplexen bürokratischen Organisation, deren Hauptziel es zu sein scheint, fremde Schiffe, die das Territorium durchqueren, mit ihrer Tarntechnologie heimlich auszuspionieren und schließlich Technologie und Rohstoffe zu entwenden. Diese ganze Aktivität wird von der "Hierarchie" gesteuert, die das Verhalten ihrer Untergebenen kontrolliert und sie durch ihre absolute Entscheidungsgewalt im Denken einschränkt.
 
Background
Das Lied "La donna è mobile", das der Doktor in seinem ersten Tagtraum im Kasino singt, stammt (mit seinem originalen Text, natürlich) aus der Oper in drei Akten "Rigoletto" von Giuseppe Verdi. Die vierte Oper des italienische Komponist wurde 1851 in Venedig uraufgeführt; das Libretto stammt von Francesco Maria Piave nach dem Bühnenstück "Le roi s'amuse" von Victor Hugo. "La donna è mobile" spielt in der Oper eine wichtige Rolle, bringt doch das Liedchen, vom Herzog von Mantua angestimmt, die Hauptfigur Rigoletto von Sparafucile zu der erschütternden Erkenntnis, daß es nicht die Leiche des Herzogs sein kann, die er verschnürt in einem Sack in ein nahes Gewässer werfen will, sondern seine eigene Tochter.
Indem Sie Tuvok im ersten Tagtraum des Doktors ins  Pon Farr kommen lassen und der Doktor ihn prompt davon befreien kann (mit einem Hypospray in den Hintern), nehmen die Autoren humorvoll die oftmals geäußerte Beschwerde der Fans auf, daß während der siebenjährigen Reise der Voyager Tuvok als "Voll-Vulkanier" zumindest einmal ins alle sieben Jahre auftretende Pon Farr kommen müßte. Gehen wir davon aus, daß, wie in "Tuvoks Flashback" erwähnt, 2304 ein "Pon Farr Jahr" Tuvoks war, so hätte er 2374, in der vierten Staffel, am "Blutfieber" erkranken müssen. Gehen wir mal davon aus, daß dies off-screen passierte.
Der Bluff des Doktors, den Feind mit einer fiktiven Wunderwaffe, hier die "Photonische Kanone", zur Aufgabe zu zwingen, stammt von keinem anderen als Captain Kirk. In der Episode der klassischen Star Trek Serie "Pokerspiele" gab er vor, die explosive Substanz "Corbomit" an Bord zu haben und brachte damit den Kommandanten der Fesarius von der Zerstörung der Enterprise ab. In der späteren Folge "Wie schnell die Zeit vergeht" wiederholte er das sogenannte "Corbomit-Manöver", um diesmal den Romulanern zu entkommen.
Die heroische Musik, die den Auftritt des Doktors als "KNH" hochspielt, erinnert mit schnellem Tempo, Streichern und Bläsern sehr an den Höhepunkt von "Star Trek: Generations". Das ist kein Zufall, stammt der Soundtrack doch in beiden Fällen von Dennis McCarthy.
Erstmals wird hier der Heimatplanet der Talaxianer  "Talaxia" genannt. Bisher hieß dieser immer "Talax". Natürlich könnten beide Formen von den Talaxianern benutzt werden, so wie die Menschen im 24. Jahrhundert den natürlichen Satelliten der Erde "Mond" oder  "Luna" nennen.


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