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131. Es geschah in einem

Augenblick



Allgemeines
Originaltitel Blink of an Eye
Produktionsnummer 233
Erstausstrahlung USA 19.01.2000
Erstausstrahlung BRD 2001
 
Regie Gabrielle Beaumont
Drehbuch Joe Menosky
Story Michael Taylor
 
Story
Die USS Voyager befindet sich im Orbit um einen einzigartigen Planeten, der sich in einem natürlich erzeugten Subraumfeld befindet, in welchem die Zeit viel schneller vergeht als in der normalen Raumzeit - ein Tag auf dem Planeten entspricht nicht mehr als einer Sekunde, einem Augenblick auf der Voyager. Durch die Präsenz des Raumschiffs nahe dem Planeten hat die Crew jedoch ungewollt einen katastrophalen Einfluß auf die Bewohner des Planetens: man stellt fest, daß das Schiff mit dem Subraumfeld interagiert und als "dritter Pol" eine Störung verursacht, die zu schweren Erdbeben auf der Planetenoberfläche führt. Dort blieb das zeitgleiche Auftauchen eines neuen, unheilbringenden "Sterns" am Himmel nicht unbemerkt, der fortan ein fester Bestandteil der Kultur wird. Jahrhunderte vergehen, und es ranken sich längst Mythen um den "Erschütterer des Bodens" und den "Bringer des Lichts". Schließlich drängt jedoch die fortschreitende  technische Entwicklung den tief verwurzeten Glauben weit genug zurück, daß die Wissenschaftler des Planeten versuchen, die Natur des Objekts am Himmel zu ergründen, mit ihm Kontakt aufzunehmen und es zu bitten, das Leben auf der Oberfläche nicht länger zu beeinträchtigen. Noch glauben die Bewohner an den guten Willen der Besatzung des "Himmelsschiffs" und schicken mit der aufkommenden Raumfahrt eine Friedensmission ins All, doch die Gesellschaft droht sich bis bis zu einem Punkt weiterzuentwicklen, an dem sie über die Mittel verfügt, die Gefahr am Himmel für immer zu beseitigen ....
 
Darsteller
Pilot Gotana-Rez Daniel Dae Kim
Schamane Melik Malkasian
Stammesmitglied Walter H. McCready
Beschützer Obi Ndefo
Kleriker Olaf Pooley
Astronom Daniel Zacapa
Techniker Jon Cellini
Astronautin Kat Sawyer-Young
 
Bewertung
"Es geschah in einem Augenblick" ist eine wunderschöne Episode mit einer bemerkenswerten, einzigartigen Prämisse: wie würde ein Planet aussehen und sich entwickeln, auf dem die Zeit wesentlich schneller voranschreitet als im restlichen Weltall? Unterschiedliche Zeitflüsse koexistent in einem Universum - dies ist eine etwas andere Art von Zeitreise bzw. Zeitmanipulation, wie sie bisher nur wenige Episoden zeigten - in vergleichbarer Weise wohl nur [TOS] Was summt denn da? (wobei die Ursache damals - recht unglaubhaft - aber biologischer Natur war) und [TNG] Das temporale Fragment. Fast immer gelingt es der Episode das Potential, welches die Idee grundsätzlich birgt, in spannende, bewegende und vor allem glaubhafte Szenen umzusetzen - jedoch gibt es einige Ecken und Kanten, die das Erlebnis ein wenig trüben. Dies ist zum einen wissenschaftlich-technische Aspekt: auch ohne großartig nachzurechnen wird für den Zuschauer ersichtlich, daß nicht immer eine Sekunde auf der Voyager einem Tag auf dem Planeten entspricht; meistens scheint die Zeit auf dem Planeten noch erheblich schneller zu vergehen. Diese Tatsache wirkt vor allem am Ende ein wenig störend: im Finale scheint die technische Entwicklung so schnell zu verlaufen, daß in weniger als 100 Jahren die Planetenbewohner - zuvor etwa auf dem Stand der 1960er - Trikobaltwaffen, massive Raumschiffe, Traktoremitter, Transportertechnologie und sogar temporale Technologie entwickeln! Recht unglaubwürdig wirkt auch die extreme Menschlichkeit der "Außerirdischen". Ich meine weniger das Aussehen und die Kleidung - Gene Roddenberrys Konzept sah ja vor, daß eher die kulturellen denn die biologischen Unterschiede für die Star Trek Außerirdischen entscheidend sind -, sondern die parallele Entwicklung der Zivilisation. Einige Allusionen sind zwar äußerst interessant (etwa der "Raumfahrtwettlauf" der Staaten mit dem Ziel, jeweils als erster das "Himmelsschiff" zu erreichen, oder die Vermarktung der Voyager mit den SkyShipFriendsTM), andere wirken eher lästig (die "Baseballszene" zwischen Gotana-Rez und dem Doktor). Mal von ein paar aus der Parallelität erwachsenden, peinlichen Fehlern abgesehen (der Priester schreibt in lateinischer Schrift und in Englisch, und ein Einsatz des Universaltranslators scheint zum Verständnis der Funkbotschaft vom Planeten auch nicht nötig zu sein) wäre eine mutigere, etwas weniger unserem anthropozentrischem Weltbild entsprechende Darstellung der aufstrebenden Zivilisation wünschenswert gewesen. Eine weitere Schwäche ist sicherlich die spärliche Charakterisierung des Volkes auf dem Planeten und der weitestgehende Verzicht auf nähere Einblicke; dies ist jedoch verständlich, wenn man die spezielle Natur der Episode bedenkt (alles ändert sich ja ständig) und sich vor Augen führt, daß anders als etwa in den DS9-Episoden "Meridian" und "Kinder der Zeit" die Handlung primär auf dem Schiff und nicht auf dem Planeten spielt. Was die Episode trotz ihrer Fehler äußerst sehens- und empfehlenswert macht, ist aber die optimistische, noble, sehr Star Trek typische Darstellung der Entwicklung auf dem Planeten: angespornt von einem Wunsch, einer Vision (Kontakt mit dem mysteriösen "Lichtbringer"), streben die Menschen seit Jahrhunderten nach dem Himmel, wird Wissenschaft und Technik durch dieses Ziel nachhaltig beeinflußt und beschleunigt. So hat die Anwesenheit der Voyager letztendlich nicht nur negative Auswirkungen (die Erdbeben), sondern auch äußerst positive. Der geschichtlich interessierte Fan weiß - diese Botschaft ist nicht auf das Star Trek Universum und die Zukunft beschränkt, sondern ist allgemeingültig. Der Kalte Krieg hat hunderte Leben gefordert, doch hätten wir tatsächlich ohne ihn und das resultierende "space race" innerhalb von wenigen Jahrzehnten den Mond erreicht und Sonden in den extrasolaren Raum geschickt? Und überhaupt: wäre eine weitere Entwicklung, wie sie von Star Trek vorgezeichnet wurde, denn möglich, wenn wir uns - ganz nüchtern und bodenständig - nur für die Probleme auf der Erde interessieren würden und uns Sterne und Weltall, die realistisch gesehen für das Leben auf der Erde irrelevant sind, egal wären? Der menschliche Geist ist zu Erstaunlichem fähig, wenn er ein Ziel vorgesetzt bekommt; die Weiterentwicklung, das Vorwärtsstreben, nicht die Stagnation oder gar die Restauration ist die Triebfeder unserer Existenz, ob nun in biologischer, kultureller, sozialer, wirtschaftlicher, technologischer oder wissenschaftlicher Hinsicht - dies zeigt "Es geschah in einem Augenblick" in eindrücklichen Bildern.
30.12.2000

 
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