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Physik

 

Übersicht

Dieses Kapitel versucht verschiedene physikalische Probleme bei Star Trek zu erklären, sowohl in Bezug auf die wirkliche Wissenschaft als auch fiktive Bereiche wie die "Subraumphysik". Es gilt zu klären:

Warum interstellare Echtzeitkommunikation unmöglich ist
Warum die Voyager bisher nicht mit der Erde kommunizieren konnte

 

 

Warum interstellare Echtzeitkommunikation unmöglich ist

Problem: Die Kommunikation gehört in allen Star Trek Serien und Kinofilmen zu den alltäglichen Szenen - die Benutzung des Intercoms zum Kontakt mit anderen Crewmitgliedern, die Benutzung des Kommunikators im Außenteam zum Rufen des Schiffes im Orbit, und auch die Verwendung der leistungsfähigeren Schiffskommunikationssysteme, um mit Bodenstationen auf Planeten, anderen Raumschiffen oder dem Sternenflottenkommando (wie im obigen Bild) Kontakt aufzunehmen. Da grundsätzlich die Kommunikation über Funk, wie sie von der heutigen Raumfahrt genutzt wird, auf die Lichtgeschwindigkeit (also 299 792 km/s) begrenzt ist, wäre mit heutigen technischen Mitteln der letzte Fall - die Kommunikation über interstellare Distanzen - nicht möglich. Deshalb wurde bereits in der klassischen Serie der Subraumfunk zur Umgehung dieses Problems eingeführt, mit dem Signale wesentlich schneller übertragen werden als beim normalen Sublichtfunk, wie etwa [TOS] Der Käfig und [TOS] Epigonen demonstrierten. Der Subraumfunk, bei dem die normalen elektromagnetischen Wellen auf den Subraum übertragen werden, schien sogar so schnell zu sein, daß nur bei großen Entfernungen eine Zeitverzögerung bei der Zweiwegekommunikation auftrat ([TOS] Spock unter Verdacht). Bei den späteren Serien und Filmen wurde ebenfalls zumeist Echtzeitkommunikation verwendet. Unglücklicherweise schuf die offizielle technische Erklärung der Subraumkommunikation in den offiziellen Dokumentationen Anfang der 1990er mehr Probleme als es löste: ebenso wie die im ST:TNG Technical Manual erstmals gegebenen Lichtgeschwindigkeitsvielfache für die Warpfaktoren von Raumschiffen angesichts der enormen Distanzen, die innerhalb einer Episode oft überbrückt worden, und der allgemeinen Größe der Föderation viel zu gering erschienen, sind die in der Star Trek Enzyklopädie gegebenen Warp 9.9999 bzw. 199 516c für den Subraumfunk ein zu kleiner Wert, um eine interstellare Kommunikation ohne Zeitverzögerung zu erlauben. Eine einfache Rechnung zeigt nämlich, daß mit diesen Werten (die zudem nur für den ggf. mit Relaisstationen verstärkten Subraumfunk gelten) bereits ab einer zu überbrückenden Strecke von 1 Lichtjahr eine beachtliche Verzögerung auftritt. Zur Berechnung der Übertragungszeit, also die Dauer einer einfachen Signalübertragung, nehmen wir die physikalische Grundgleichung für die Geschwindigkeit V=s/t. Interessanter für die Zweiwegekommunikation ist natürlich die Antwortverzögerung, d.h. die Zeit, die es dauert, bis wir nach der Übertragung unseres Signals eine Antwort bekommen. Da das Signal hierfür die doppelte Strecke zurücklegen muß, lautet die Gleichung V=2s/t. Stellen wir beide Gleichungen nach  t um, so erhalten wir für verschiedene Entfernungen von Sendeempfänger 1 zu Sendeempfänger 2:

Strecke Übertragungszeit Antwortverzögerung
0.5 AE
(Erde-Mars)
1.25 ms 2.5 ms
4.2 AE
(Erde-Jupiter)
10.5 ms 21 ms
1 ly 2 min 38 s 5 min 16 s
4.4 ly
(Erde-Alpha Centauri)
11 min 35 s 23 min 10 s
16.45 ly
(Erde-Vulkan)
43 min 20 s 1 h 26 min 40 s
ca. 120 ly
(DS9-Erde)
5 h 16 min 8 s 10 h 32 min 16 s

Da die durchschnittliche Sternentfernung in der Milchstraße 1 pc beträgt (3.26 ly), ist  lediglich innerhalb eines Sonnensystems eine Echtzeitkommunikation via Subraumfunk möglich. Unglücklicherweise haben wir trotzdem alle anderen Fälle on screen gesehen, und nachdem in den ersten Staffeln von Star Trek: Deep Space Nine zumindest auf einen direkten Kontakt DS9-Erde zugunsten von nahen Sternenbasen o.ä. verzichtet wurde, war in einigen späteren Episoden sogar das absolut unmögliche plötzlich möglich: eine Echtzeitkommunikation über eine Strecke von über hundert Lichtjahren! Verschlimmernd kommt hinzu, daß laut dem ST:DS9 TM ab 2371 90% des bestehenden Subraumrelaisnetzwerkes der Föderation demontiert bzw. vernichtet wurde. Damit ist eine maximale (verstärkte) Subraumfunkgeschwindigkeit gar nicht mehr erreichbar, und angesichts des Streckenlimits von 22.65 ly für diese Geschwindigkeit, der zunehmenden Zerfächerung des Signals ohne Refokussierung und Repolarisierung und der generell unsteten Natur des Subraums ist es sowieso fragwürdig, ob ein über eine so weite Strecke übertragendes Signal ohne Zwischenrelais jemals die Erde erreichen würde.

Ursache: Wie bei vielen Ungereimheiten und Problemen bei Star Trek ist es auch in diesem Fall die Formel "Einfachheit vor Richtigkeit" der Grund für die unmögliche und trotzdem ständig gezeigte interstellare Echtzeitkommunikation. Es wäre natürlich wesentlich umständlicher, ständig mit Einwege-Botschaften zu arbeiten, zumal damit zugegebenermaßen ein wichtiges dramaturgisches Element verloren geht: die häufige  Echtzeitkommunikation drückt quasi eine interstellare Verknüpfung zwischen den Planeten bzw. dem Schiff und seiner Heimatbasis aus, ein "Zusammengehörigkeitsgefühl". Aus diesem Grund wird die korrektere Kommunikation mit Zeitverzögerung nur dann verwendet, wenn gezeigt werden soll, daß eine große Distanz zur Heimat besteht bzw. das Schiff vom "bekannten Universum abgeschnitten ist", z.B. in [TOS] Spock unter Verdacht, [TNG] Der Reisende oder [TNG] Der Überläufer.

Erklärung: Eine Lösung des Problems ist äußerst schwierig. Während es bei dem Problem mit den für die Entfernungen der Planeten zu geringen Warpgeschwindigkeiten zwei - gleichermaßen radikale - Möglichkeiten gab (die Äquivalentgeschwindigkeiten sind falsch, d.h. Warp ist erheblich schneller, oder die Planeten liegen näher zusammen), bleibt hier nur die Erklärung, daß die Warp 9.9999 / 199 516c als Subraumfunkgeschwindigkeit nicht stimmen können, da ja logischerweise nicht alle Planeten im selben System liegen können. Da diese Zahl aus einer einzigen offiziellen Dokumentation stammt (Star Trek Enzyklopädie, während die Technical Manuals im Widerspruch dazu Warp 9.9997 als Limit angeben) und nie on screen bestätigt wurde, wäre das Erhöhen der Geschwindigkeit auch kein Problem - wenn das nicht jene Fälle beeinflussen würde, in denen eine Kommunikation gewollt unterbunden wurde. Wäre z.B. der Subraumfunk hundertmal schneller, würde zumindest zwischen nahen Planetensystemen ein Echtzeitkontakt möglich sein. Auf der anderen Seite würden die intendierten Zeitverzögerungen bei der Kommunikation z.B. von der Romulanischen Neutralen Zone zur Erde keinen Sinn mehr ergeben. Auch der USS Voyager wäre im 6. Jahr ihrer Reise (Entfernung: etwa 30000 ly) eine Verbindung mit dem Sternenflottenhauptquartier mit einer Antwortverzögerung von nur 24h möglich, wenn nicht  die Natur des Subraums selbst einer solchen Ultra-Langstreckenkommunikation einen Strich durch die Rechnung machen würde (siehe nächstes Problem). Aufgrund dieses Dilemmas gibt es keine einleuchtende Erklärung für das Problem, und wir können es wie die Soundeffekte im All nur als dramaturgisches Mittel zum Zweck akzeptieren.

 

Warum die Voyager bisher nicht mit der Erde kommunizieren konnte

Problem: Seit es die Voyager 2371 in den entferntesten Winkel des Deltaquadranten verschlagen hatte, ist sie von jedem Kontakt zur anfänglich 75000 ly entfernten Föderation abgeschnitten, da selbst der Subraumfunk über diese unglaubliche Entfernung eine Antwortverzögerung von mehreren Jahren hat. Obwohl die Voyager in 5 Jahren die Distanz um über die Hälfte verkürzen konnte, blieben erfolgreiche Kontakte mit dem Alphaquadranten kurze, einmalige Ereignisse. Sie basierten auf Naturphänomenen oder außerirdischer Technik: in [VOY] Das Nadelöhr wird ein Mikrowurmloch benutzt, um mit einem romulanischen Wissenschaftsschiff im Alphaquadranten zu kommunizieren, aber erst in [VOY] Flaschenpost, im 4. Jahr der Reise der Voyager, gelingt es endlich, über ein uraltes, transgalaktisches Relaisnetzwerk mit der Sternenflotte Kontakt aufzunehmen. Das sechste Jahr, genauer gesagt die Episode [VOY] Das Pfadfinder-Projekt, stellt einen Wendepunkt der Reise der Voyager dar: der Sternenflotte selbst gelingt es, über die MIDAS Phalanx und einen Wanderpulsar ein Mikrowurmloch zu öffnen, um die Voyager zu kontakten, mit der Aussicht auf eine regelmäßige Kommunikation (siehe Bild). Das wird ab [VOY] Life Line im Abstand von 32 Tagen möglich, indem die MIDAS Phalanx diesmal Subraumsignale mit Hilfe eines zyklischen Pulsars verstärkt. Nun stellt sich allerdings die Frage, wozu es überhaupt nötig ist, auf so umständlichem Wege zu kommunizieren - schließlich beträgt laut der Star Trek Enzyklopädie die (maximal verstärkte) Subraumfunkgeschwindigkeit Warp 9.9997 / 199 516c, so daß im sechsten Jahr ihrer Reise, in dem die Voyager noch 30000 ly von der Erde entfernt ist, ein Subraumsignal nur 54 Tage bis zur Erde braucht.

Erklärung: Die Ursache ist in diesem Fall nicht ein Fehler der Autoren oder "dramaturgische Absicht", sondern liegt in den technischen Limitationen des Subraumfunks und der Natur des Subraums, wie sie zwar nie on screen, aber im ST:TM und ST:DS9 Technical Manual beschrieben werden. Grundsätzlich wissen wir, daß jede Art von Signal - selbst hochfokussierte EM-Wellen wie ein Laserstrahl - über extreme Entfernungen stark zerfächern. Auf den Subraumfunk übertragen heißt dies, daß ein stark fokussiertes und radial polarisiertes Subraumsignal, auf die Erde ausgerichtet, über diese Distanz ohne mehrfache Verstärkung und Neuausrichtung zu einem äußerst schwachen Breitband-Subraumsignal werden würde. Schlimmer noch wirkt sich jedoch eine Eigenschaft des Subraums selbst auf das Signal aus, die jede Langstreckenkommunikation unmöglich macht: die auf den Subraum übertragenen, quasi "aufgezwungenen" Signale tendieren dazu, nach einer gewissen Entfernung an die "Oberfläche" zu streben und schließlich aus dem Subraum "wiederaufzutauchen", um wieder zu einem langsamen und zudem abgebauten EM-Signal zu werden - das Signal zerfällt, die enthaltene Information ist nicht wiederherstellbar. Diese Entfernung ist abhängig von der Subraumschicht, auf die das Signal übertragen wurde. Höhere Energien des Ausgangssignals entsprechen einer tieferen Transmissionsschicht des Subraums, einer höheren Transmissionsgeschwindigkeit und auch einer längeren Maximalstrecke. Das ST:DS9 TM stellt klar, daß auch in den 2370ern das technische Limit nach wie vor bei Warp 9.9997 und 22.65 Lichtjahren liegt. Damit ist eine transgalaktische Subraumkommunikation mit annehmbaren Transmissionszeiten mit den gegebenen technischen Möglichkeiten unmöglich, ein von der Voyager ausgesandtes Standardsubraumsignal würde niemals die zehntausende Lichtjahre entfernte Erde erreichen. Zwei Möglichkeiten verbleiben aber: Entweder ist eine regelmäßige Verstärkung und Refokussierung nötig (wie sie von dem mittlerweile zerstörten außerirdischen Relaisnetzwerk aus [VOY] Flaschenpost erreicht wurde) oder das Ausgangssignal selbst muß eine unglaubliche Energie aufweisen (z.B. durch die Verstärkung der ausgestrahlten Spitzenenergie mit Hilfe eines Pulsars wie in [VOY] Life Line), so daß aufgrund der bestehenden Proportionalität die Transmissionsschicht tiefer im Subraum liegt, die Maximalstrecke verlängert und das Signal resistenter gegenüber Subraumstörungen o.ä. ist. Merkwürdig erscheint es bei letzterem Wege nur, daß die Voyager (für 17h) offensichtlich auch antworten kann, obwohl ihr augenscheinlich jene gewaltige Energien zur Signalverstärkung nicht zur Verfügung stehen. Das läßt sich nur mit Seven of Nines übermenschlichen Borg-Fähigkeiten, den Erfahrungen mit transdimensionaler Manipulation mit dem Hauptdeflektor in [VOY] Skorpion II und [VOY] Beute oder vielleicht den Andeutungen aus [VOY] Das Pfadpfinder-Projekt zu "Modifikationen am Komm-System zur Signalübertragung mit Hyper-Subraumgeschwindigkeit" erklären.

 

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