Allgemeines
Originaltitel |
Barge of the Dead |
Produktionsnummer |
223 |
Erstausstrahlung USA |
06.10.1999 |
Erstausstrahlung BRD |
28.10.2000 |
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Regie |
Michael Vejar |
Drehbuch |
Bryan Fuller |
Story |
Ronald D. Moore & Bryan Fuller |
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- Story
B'Elanna wird durch einen Shuttleunfall schwer verwundet und
findet sich für kurze Zeit auf der Barke der Toten auf dem Weg nach Gre'thor wieder, der
klingonischen Hölle, in die alle entehrten Klingonen verbannt werden. Sie teilt ihr
Schicksal mit ihrer Mutter Miral, die ebenfalls nach Gre'thor muß, weil sie es nicht
geschafft hat, B'Elanna die klingonische Lebensart beizubringen und ihre Tochter Zeit
ihres Lebens ihr klingonisches Erbe negiert hat. Bevor B'Elanna irgendetwas tun kann, wird
sie vom Doktor wiederbelebt und wacht in der Krankenstation der Voyager wieder auf. Sie
ist verstört durch ihre Todesvisionen der klingonischen Hölle, die sie immer für einen
Mythos gehalten hatte, und bittet darum, in ihre Visionen zurückzuversetzt zu werden,
damit sie ihrer Mutter - und damit sich selbst - helfen kann, wenn es sein muß,
indem sie ihr Leben einsetzt. |
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- Darsteller
Kotar |
Eric Pierpoint |
Miral |
Karen Austin |
Hij'Qa |
Sherman Augustus |
Brok'Tan |
John Kenton Shull |
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- Bewertung
- Für die Autoren von Star Trek:
Voyager war B'Elanna Torres schon immer ein schwieriger Charakter.
Noch in der ersten Staffel gab es eine Episode, die sich eingehend mit den "zwei
Hälften" von B'Elanna Torres beschäftigte und ihr eigentliches Problem vorstellte -
die innere Unvereinbarkeit vom Humanismus der Föderation, der Regeln der Sternenflotte
auf der einen Seite und der klingonischen Natur auf der anderen Seite. "Von Angesicht zu Angesicht" und andere Episoden nannten auch die
Ursache - ihr von Natur aus gegensätzliches Wesen als Halbklingon, also als
menschlich-außerirdischer Hybrid, aber auch ihre frühen Kindheitserlebnisse in der
(reinen) Föderationskolonie auf Kessik ("Das Nadelöhr")
und ihre gegensätzliche Erziehung durch ihren Vater, einem Menschen durch und durch, und
ihre Mutter, eine überzeugte Klingonin. Leider waren seit der ersten Staffel
B'Elanna-Episoden eher dünn gesäht, und selbst wenn sich eine Folge näher mit ihr
beschäftigte, wurden eingehende Studien ihres komplexen Wesen zugunsten einer
halbherzigen, oberflächlichen Darstellung als "Sternenflottenoffizier mit einem
Groll" vermieden. "Verheerende
Gewalt" zum Beispiel
reduzierte B'Elannas klingonische Hälfte auf einen von Zeit zu Zeit wiederkehrenden
Ärger, und blieb auch bei der Beschreibung der Symptome stehen - zu einem konkreten
Ergebnis, einer Lösung kam sie nicht. "Die Barke der Toten" reiht sich glücklicherweise nicht in die Sparte dieser Episoden
ein - sie soll für B'Elanna wie für die Autoren einen Wendepunkt in der Betrachtung des
klingonischen Teils in ihr darstellen, ein Ziel, das sie mit eindrucksvollen visuellen und
symbolischen Mitteln erreichen kann, wenn es um die Frage geht "Was ist B'Elanna
Torres?". Der enorme Druck, der innere Kampf in B'Elanna wird einmal nicht nur durch
Wutanfälle und schlechtes Benehmen aufgezeigt, sondern elegant, wie in "Von Angesicht zu Angesicht", durch einen Kunstgriff
materialisiert. So besteht die Episode zum Großteil aus Koma-Erlebnissen, aus einer Reise
in die Tiefen von B'Elannas Unterbewußtsein, die in der Darstellung ihres Charakters
einen Bogen spannt, der über "Tag der Ehre"
und "Pon Farr" bis zu "Die Parallaxe" zurückreicht. Diese geben ihr die
Möglichkeit (und zwingen sie sogar am Anfang), sich mit ihrem Wesen auseinandersetzen -
und zwar im Unterbewußtsein selbst, wo sie ihre klingonische Hälfte nicht unterdrücken
kann, nicht nur von außen durch Meditationen und Gespräche mit Tuvok, Captain Janeway
oder Tom, die - eigentlich zurecht - wenig erfolgreich waren. Denn die Suche nach der
Identität ist eine Reise, die jeder selbst, alleine auf sich nehmen muß, und zwar nicht
nur Klingonen, sondern auch Menschen in einem bestimmten Phase ihrer Entwicklung. Wie die
Episode feststellt und schon "Das Ritual"
und "Das Leben nach dem
Tod" aufzeigten, geht es
dabei nicht um religiöse Formen und Rituale - seien es nun Tuvoks Meditiationen oder das
Leben nach dem Tod in der klingonische Hölle. Es geht um eine eigene
Entscheidung aus freien Willen, das Selbst, so wie es ist, zu akzeptieren und
einen eigenen Glaubens woran auch immer zu finden, egal ob dieser nun eine
Entsprechung in der Wirklichkeit hat oder nicht. Denn alles, was B'Elanna erlebt, selbst
ihre Mutter, sind letztlich bloß Symbole ihres Unterbewußtseins. Sie sind nicht physisch
real, das muß man erkennen und akzeptieren. So gesehen spielt die Geschichte um B'Elannas
Mutter keine Rolle für die wirkliche Welt. Doch sie ist für B'Elanna wichtig, da sie
eine bestimmte Wirkung auf sie hat und sie dauerhaft verändert. In dieser Hinsicht sind
B'Elannas Nahtoderlebnisse real. Es mag natürlich auf den ersten Blick sinnlos wirken,
daß B'Elanna letztendlich nicht den Platz ihrer Mutter einnimmt, nicht den Wünschen des
Fährmanns der Barke folgt und trotzdem ihre klingonische Identität wiedererlangt, doch
wenn man sich die Unwirklichkeit, die reine Symbolwirkung des Ganzen ins Gedächtnis
zurückruft, erscheint alles sehr plausibel. Als sie im Finale, des Kämpfens
überdrüssig, das Bat'leth wegschleudert, ist dies gleichbedeutend mit ihrem Wunsch,
endlich den ewigen Kampf im Inneren zu beenden, und ihre eigene, selbstgewählte
Rolle anzunehmen, anstatt sie sich von anderen oktroyieren zu lassen. Der Schlüssel sind
eben nicht irgendwelche festgelegten Regeln oder Institutionen, sondern die Selbsterkenntnis.
Schon jemand, der sich selbst ohne Zweifel und Selbstmitleid ins Gesicht sehen kann und
sein Wesen als Ganzes akzeptiert , kann so als ehrenvoll gelten. Indem B'Elanna
dies erreicht, ist ein wichtiger Schritt auf ihrer Reise durchs Leben getan, doch, wie die
Episode betont, es ist nur ein erster, auf den noch weitere folgen müssen. Dies gilt für
die Person ebenso wie für die Figur B'Elanna. Sie ist eine Klingonin in der
Sternenflotte, die versuchen will, das beste aus beiden Teilen zu machen, welche fortan in
harmonischem Konsens, nicht in chaotischer Dissonanz wie bisher, in ihr existieren sollen.
Wenn Sie die in "Von
Angesicht zu Angesicht"
erstmals gemachten und in "Die Barke der Toten" vertieften Erkenntnisse in der Praxis umsetzen kann, und die
Autoren dies in den weiteren Episoden darstellen können, dann war die Episode auch
nachhaltig ein voller Erfolg. Für den Augenblick ist sie es auf jeden Fall.
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- Zitate
Chakotay: "Sie
halten vielleicht den wichtigsten archäologischen Fund in der klingonischen
Geschichte."
B'Elanna: "Erinnern
Sie mich daran, eine Flagge im Namen des Reiches zu setzen." |
Doktor: "Es geht nicht um das Trinken,
Seven. Es geht darum, die edlen Taten unserer Ahnen zu feiern und jene zu würdigen,
die im Kampf fielen. Denken Sie "Q'apla!", denken Sie "Lang lebe das
Reich!".
Seven: "Denken Sie nochmal." |
B'Elanna: "Ich bin ein Ingenieur. Mein
ganzes Leben lang habe ich mich in die Wissenschaft und Diagramme vertieft. Aber was ist,
wenn es Zeit wird, darüber hinaus zu blicken?" |
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- Star Trek
Datenbank
Der klingonischen Mythologie
nach war Kotar der erste Klingone. Er hat die klingonischen
Götter getötet und ist deshalb dazu verdammt worden, die Entehrten auf der Barke der
Toten zur klingonischen Hölle zu transportieren. |
Auf dem Weg zur klingonischen
Hölle versuchen die kos'karii, die Geister des vergangenen Lebens,
sirenengleich die Entehrten in den Fluß zu locken. Sollten diese die Barke verlassen,
würden sie dort jedoch nur einen grauenhaften Übergang ins Nichts, schlimmer als der
Tod, finden. |
Einige der größten Entdeckungen
in der klingonischen Geschichte waren Zufälle. Als zum Beispiel Sarpek
der Furchtlose das Messer von Kirom ausgrub, suchte er eigentlich sein verlorengegangenes
Targ. |
B'Elanna war in
ihrem Leben schon mehrmals dem Tod und der klingonischen Hölle nahe. Das erste Mal
ertrank sie als Kind fast im Meer von Gatan, wurde jedoch noch rechtzeitig von ihrer
Mutter wiederbelebt. |
Die paq'batlh,
eine heilige klingonische Schriftrolle, legt fest, daß die Sünden der Kinder nicht nur
sie selbst, sondern auch ihre Eltern entehren und nach ihrem Tod in die klingonische
Hölle bringen. |
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- Background
"Die Barke der Toten" ist zwar nicht die erste B'Elanna Episode, die sich
mit ihrer klingonischen Herkunft beschäftigt, aber wohl die erste "richtige"
Klingonenfolge von Star Trek: Voyager, betrachten wir die
beeindruckende Anzahl von Referenzen zur klingonischen Geschichte im allgemeinen und der
Legende des Kahless im speziellen. |
Als er B'Elanna den klingonischen Universalschlüssel zeigt, sagt Chakotay zur ihr
über seine Herkunft: "Die einfachste Erklärung ist, daß die Borg einen Bird of
Prey irgendwo im Alphaquadranten assimiliert haben [...]" Die einfachste Erklärung
ist das sicher nicht, denn schließlich liegen sowohl das Klingonische Reich (Star Trek VI) als auch die äußersten Einflußbereiche der Borg ([TNG] Zeitsprung mit Q) im Betaquadranten! |
Das klingonische Trinklied, das der Doktor und Seven im Kasino anstimmen, hat der
Co-Autor der Episode, Ronald D. Moore, wohl von Star Trek: Deep Space Nine mitgebracht -
es wurde nämlich bereits von Worf und Huraga, einem Freund des Hauses Mogh, in der
Eröffnungsfolge der vierten Staffel "Der Weg des Kriegers I"
gesungen. Bei der Geschichte, die der Doktor zuvor anspricht ("der Fluß Skral
färbte sich karmesinrot") und auf die sich das Trinklied zu beziehen scheint,
handelt es sich um jene Episode der Kahless-Legende, in der Kahless den Tyrannen Molor mit
dem ersten Bat'leth (dem "Schwert der Ehre") tötet. Die Begebenheit wurde das
erste Mal in der TNG-Episode "Der rechtmäßige Erbe"
erwähnt und in "Ritus des Aufsteigens" als
klingonische Oper im Rahmen des Kot'baval Festes aufgeführt. |
Eine nette wissenschaftlich-technische Kontinuität ist Neelix' Bemerkung, daß das
replizierte Gagh mit einem "kinesthetischen Mittel" stimuliert wurde. Wie wir
aus dem ST:TNG TM und diversen Star Trek Episoden wissen,
können Replikatoren alleine aufgrund der geringen Molekularauflösung keine lebendigen
Tiere herstellen, und damit auch kein sich bewegendes Gagh. |
Kotar, der Fährmann der Barke der Toten, wird als "erster Klingone, der die
Götter tötete, die ihn erschufen" vorgestellt. Teile des klingonischen
Schöpfungsmythos wurden bereits von Sirella während der klingonischen Hochzeitszeremonie
von Worf und Dax in [DS9] Klingonische Traditionen erzählt.
Hier erfahren wir nun, daß das "klingonische Herz", d.h. der erste Klingone,
zur Strafe bis in alle Ewigkeit die Seelen der Entehrten nach Gre'thor bringen muß. Was
allerdings mit dem "zweiten klingonischen Herz" passierte (seiner Gefährtin),
bleibt unklar. |
"Sto-vo-kor" und "Gre'thor" sind die klingonischen Äquivalente zu
den Konzepten "Himmel" und "Hölle" in vielen irdischen Religionen.
Ersteres wurde in [TNG] Der rechtmäßige Erbe, letzteres in [TNG] Der Pakt mit dem Teufel vorgestellt. Abweichend davon wurde
übrigens in Star Trek V das klingonische "Eden"
als "Qui'tu" bezeichnet. |
Neelix berichtet, daß das Messer von Kirom, ein heiliges klingonisches Artefakt, von
Sarpek dem Furchtlosen ausgegraben wurde. Dieses Messer spielte in der TNG-Episode Der rechtmäßige Erbe eine wichtige Rolle, denn mit Hilfe von
Kahless' Blut, das sich noch immer an der Klinge befindet, konnten die Mönche des
Klosters auf Boreth einen Klon des Klingonenkriegers züchten, der am Ende der Folge -
trotz seines nicht-natürlichen Ursprungs - den traditionellen Platz des Imperators in der
klingonischen Gesellschaft einnahm. |
In der TNG-Episode "Die Soliton-Welle"
erzählte Worf Alexander, daß Kahless gegen seinen unehrenhaften Bruder Morath 12 Tage
und 12 Nächte kämpfte, bevor dieser unterlag. B'Elanna setzt hier die Geschichte fort:
Morath war aufgrund seiner Lügen nach seinem Tod auf der Barke der Toten auf dem Weg zum
Gre'thor, er wurde jedoch von Kahless selbst gerettet und rehabilitiert, d.h. ins
Sto-vo-kor gebracht. Diese Episode der Kahless-Legende trägt den Titel "Kahless'
Rückkehr von den Toten" und ist Bestandteil der 11. Rolle von Klavek. |
John Kenton Shull, hier der Klingone Brok'Tan, verkörperte in [TNG]
Ritus des Aufsteigens ein Mitglied derselben Spezies. Er war der Klingone, der in
der klingonischen Oper, die während des Kot'Baval Festes aufgeführt wurde, den Tyrannen
Molor verkörperte. |
Eric Pierpoint (Kotar) spielte den iyaaranischen Botschafter Voval in [TNG] Indiskretionen, der mit Captain Picard zu seiner Heimatwelt
aufbrach. SF-Fans dürfte Pierpoint aber vor allem aus "Alien
Nation" bekannt sein, wo er den Newcomer-Polizisten George Francisco
darstellte. |
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