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144. Der Spuk von Deck Zwölf



Allgemeines
Originaltitel The Haunting of Deck Twelve
Produktionsnummer 245
Erstausstrahlung USA 17.05.2000
Erstausstrahlung BRD 16.06.2001
 
Regie David Livingston
Drehbuch Mike Sussman, Kenneth Biller & Bryan Fuller
Story Mike Sussman
 
Story
Demnächst.
 
Darsteller
Manu Intiraymi Icheb
Marley S. McClean Mezoti
Kurt Wetherill Azan
Cody Wetherill Rebi
Zoe McLellan Crewman Celes Tal
 
Bewertung
"Der Spuk von Deck 12" - das ist eine Star Trek Episode, die sehr viele Fans als einfallslos und im höchsten Grade langweilig abgetan haben.
Und tatsächlich läßt es sich nicht verleugnen, daß die Grundhandlung der Folge nicht gerade originell ist - ist sie doch eine fast exakte Kopie der frühen TNG Episode "Die geheimnisvolle Kraft": in einem Nebel wird eine dort heimische Energielebensform mitgerissen, welche fortan versucht, die Crew zum Umkehren zu bewegen; diese jedoch hält das ganze zu Beginn für Fehlfunktionen des Schiffes, bevor sie die Wahrheit erkennt. Der einzige Unterschied besteht darin, daß in der TNG Episode die Lebensform tatsächlich, wie Mezoti es vermutet, Crewmitglieder "übernehmen" konnte, während sie sich hier ausschließlich des Schiffs und seiner Systeme bedient. Auch die Einbettung der ganzen Geschichte in die Rahmenhandlung, das retrospektive Erzählen als Geschichte und die Tatsache, daß die Handlung ab dem Punkt, an dem das Wesen realisiert, daß seine Heimat (der Nebel) nicht mehr existiert und es das Schiff zerstören will, neue Wege beschreitet, können von den großen Gemeinsamkeiten nicht ablenken.
Zweitens kann die Episode auch als Gruselgeschichte nicht gerade überzeugen - auch wenn die Episode mit ihrer stimmungsvollen Beleuchtung (die einem schon mehr an einem Kinofilm denn eine durch ein striktes Budget begrenzte Fernsehserie erinnert), den einfallsreichen Kamerawinkeln (z.B. vom Inneren des Replikators/der Gelpack-Systemknoten nach außen) und den soliden Spezialeffekten sehr viel Atmosphäre aufbauen kann, dürften die Schockeffekte aber wirklich nur kleine Kinder erschrecken (wie eben die Borgkinder, denen Neelix die Geschichte erzählt). Wer Star Trek mit Horrorelementen liebt, sollte sich lieber "Die Verschwörung" und "In den Subraum enführt" von TNG, "Empok Nor" von DS9 oder selbst Voyagers hauseigenes "Makrokosmos" anschauen.
Trotzdem - "Der Spuk auf Deck 12" ist beileibe keine schlechte Episode. Ich fand sie auf ähnliche Weise interessant und unterhaltsam wie das ebenfalls nicht gerade geliebte "Die Voyager Konspiration". Der Grund dafür liegt darin, daß meiner Meinung nach das Präsentieren einer originellen Story und das Erschrecken und Fesseln des Zuschauers gar nicht das Ziel der Episode ist, deren eigentliche Funktion wohl viele mißverstanden haben und sie deshalb nicht mögen. "Der Spuk auf Deck 12" ist erstens eine vortreffliche Voyager Charakterepisode, die die Eigenschaften der Crewmitglieder, welche sich im Laufe der Zeit zu einem gewissen Grad verändert und entwickelt haben, in dieser Ausnahmesituation aufzeigt, wobei sie natürlich dabei vor allem auf ihre Gefühle, ihre Ängste in dieser Lage eingeht, und ihre Beziehung untereinander - wiederum im Rahmen der außergewöhnlichen Ereignisse - beleuchtet. Captain Janeway kämpft einmal mehr für das Überleben ihrer Crew und ihres Schiffes, wobei - in wunderschöner Kontinuität zu "Ein Jahr Hölle" - ihre "persönliche Beziehung" zur Voyager, die so viel mehr ist als Tritaniumschotts und optische Kabel, durch ihre "Gespräche" mit dem Schiff verdeutlicht wird. Der Unterschied ist, daß dieses Mal die Voyager durch das fremde Wesen wirklich eine Persönlichkeit hat, die reagieren kann, so daß Janeway gleichzeitig für und gegen das Schiff arbeitet (und sie angesichts ihrer scheinbaren "Selbstgespräche" nicht ganz so senil erscheint :-) ). Harry Kim darf einmal mehr Führungsqualitäten und nach 6 Jahren an Bord der Voyager auch eine gewisse "Berufserfahrung" beim Meistern von Krisensituationen beweisen, wenn er ein Crewmitglied (die unbeholfene Celes aus "Der gute Hirte") beruhigt und in Sicherheit bringt, das noch naiver und "grüner" ist als er selbst es einmal war. Die für die Episode und ihre Geschichte wohl wichtigsten Charaktere spielen aber vor allem in Bezug auf eine andere Qualität der Folge eine Rolle.
Denn zweitens ist die "Der Spuk von Deck Zwölf" auch eine sehr menschliche Moralgeschichte, zeigt die Episode doch an ihrer zentralen Figur, wie menschliche Wesen in der gegebenen Situation reagieren und dann meistens auf ihre Urinstinkte und ihre Gefühle denn auf ihre Vernunft und ihren Verstand vertrauen (dieses typische Verhalten zeigt sich bereits im Teaser an Toms und Harrys "blühender Phantasie"). In Hinblick auf die Story ist es nicht verwunderlich, daß Neelix diese Hauptfigur ist, wobei ihm im Rahmen des Rückblicks auf die Ereignisse Tuvok gegenübergestellt wird. Neelix und Tuvok - der leichtgläubige, von Gefühlen geleitete, manchmal naive, aber immer warmherzige Talaxianer und der vernunftgeleitete, immer logische, aber niemals gefühlsbetonte Tuvok - waren schon immer das "odd couple" von Star Trek, daß früher auf einer oberflächlichen Ebene vor allem dazu verwendet wurde, um durch die Unterschiedlichkeit anfangs Konflikt aufzubauen und schließlich - ganz Star Trek like - eine Lösung gefunden wurde, die auf der Erkenntnis basierte, daß beide, so grundsätzlich verschiedene Charaktertypen notwendig sind und sich im Idealfall ergänzen (z.B. "Die Asteroiden"). Im Laufe der Staffeln jedoch hat Neelix mühsam ein Vertrauens- und Respektverhältnis zu "Mr. Vulkanier" erkämpft und augebaut, und so kann die Episode die diametrale Wirkung der Situation auf Neelix (der durch seine irrationalen Ängste zum Narren gehalten wird und "Spukbilder" sieht) und Tuvok (der - natürlich - einen kühlen Kopf behält und die Ereignisse von einem rationalen, wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet) zeigen, die beiden aber gleichzeitig effektiv zusammenarbeiten und sich unterstützen lassen (wenn beide ihre charakterlichen Vorteile nutzen und Tuvok Neelix über seine Ängste hilft bzw. dieser ihn am Ende entgegen der Logik nicht zurückläßt). Die Zusammenarbeit, das für alle gewinnbringende Kombinieren von Diversität, der Kompromiß  - diese klassischen Star Trek Storyelemente finden in der Geschichte aber noch in einer anderen Beziehung Anwendung. Wenn das Wesen, das - parallel zum Schicksal der Voyagercrew - plötzlich und unerwartet aus seiner Heimat herausgerissen wurde, sich in einem ihm fremden Gebiet fernab des Nebels wiederfindet und durch seine Aktionen einfach eine Möglichkeit zur Rückkehr nach Hause sucht (in diesem Sinne ist es nicht negativ zu bewerten, sondern sogar ein großer Pluspunkt, daß "Der Spuk von Deck 12" diese Handlung (wieder)verwendet), erkennen muß, daß seine Heimat nicht mehr existiert, ist es an Kathryn Janeway, die als Captain und "Vertraute" des Schiffs naturgemäß der "Ansprechpartner" des Wesens sein muß, irrationale Ängste und Vorurteile zu bekämpfen (ist doch für viele Menschen das Unbekannte, Fremde naturgegeben automatisch etwas Feindliches), eine Möglichkeit zum Dialog zu finden, seine Wut ab- und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen (ähnlich wie zur gealterten Kes in "Voller Wut"), wobei das ganze letztendlich auf eine vielleicht unrealistische und bequeme, aber seit "Star Trek: The Next Generation" favorisierte, friedliche Lösung der Verständigung und des Konsens hinausläuft. Betrachtet man es von einem oberflächlichen Standpunkt, hat Captain Kirk es während der klassischen Serie mehrmals geschafft, einen Computer "zu Tode zu reden", doch Captain Janeway schafft es hier, ihn ohne die Vernichtung einer Seite (auch hier heißt es ja ab dem Moment, ab dem die Lebensform das Schiff für sich will - entweder sie oder die Crew) zur Aufgabe zu "überreden".
Am Ende kann ein neues Zuhause für die Lebensform gefunden werden, während die Crew Kurs auf ihr altes nimmt. Die Star Trek typische Weise, auf der der Konflikt beigelegt wurde, ist eins der Ergebnisse der Geschichte doch das sicherlich wichtigere (und weniger oft so ausführlich thematisierte) ist die Erkenntnis, daß die weiterentwickelte menschliche Vernunft, seine Gewißheit, daß es für alles eine streng wissenschaftliche Erklärung gibt, den tief im Menschen verwurzelte Aberglauben und seine irrationale Angst vor allem Fremden, "Unheimlichen" oder Abstoßenden mit allen Mitteln bekämpfen und überwinden muß (eine sehr moderne, aber bereits seit der Aufklärung propagierte Ansicht, die aber erstaunlicherweise in unserer Zeit mit der "Mystery" Welle wieder einen entschiedenen Gegner gefunden hat). "Der größte Gegner ist die eigene Angst" sagte General Martok in [DS9] Im Lichte des Infernos; eine universelle Weisheit, die auch in dieser Episode Bestätigung findet und nicht nur dem Zuschauer, sondern auch Neelix, Crewman Celes und durch die Nacherzählung der Ereignisse in der Rahmenhandlung insbesondere den Borgkindern nahegebracht wurde, welche zwar sehr viel Wissen besitzen, aber aufgrund ihrer Unmündigkeit im Kollektiv und der niemals erlebten tatsächlichen geistigen Selbstbestimmung (weil sie vor ihrer Assimilation ja noch kleine Kinder waren) besonders abergläubisch und schreckhaft erscheinen. Letzten Endes sind die Bereitschaft, dem Unbekannten mit Aufgeschlossenheit und Vorurteilslosigkeit zu begegnen; die Bereitschaft zu erkennen und zu lernen die Schlüssel zur Überwindung dieser irrationalen Gefühle - dann verliert auch das Fremde seine angsteinflößende, den Geist lähmende Wirkung. "Kenne deinen Gegner und kenne dich selbst, dann wird der Sieg immer deiner sein" und "Furcht ist der Name des Feindes, des einzigen Feindes." sagte der große chinesische Philosoph Sun Tsu (letzteres zitiert von Cmd. Riker in "Der Wächter") - und in der Tat, ist man sich seiner Furcht, seiner Schwächen bewußt, dann kann man sie überwinden. So kann Neelix am Ende der Geschichte (im doppelten Wortsinn) über den Nebel und das dort beheimatete, fremde Wesen, das ihm so viel Schrecken eingejagt hat, nur noch milde lächeln; er empfindet keine Angst oder gar Abscheu mehr, sondern kann die Handlungen des Wesens - und seine Motivation (den Drang, nach Hause zurückzukehren) - mehr als nachvollziehen.
Am Ende kann "Der Spuk von Deck 12" vor allem aufgrund dieser Star Trek Eckpfeiler - konsistente Charakterisierung und ein interessanter moralischer Background - überzeugen; eine nette kleine Geschichte, die uns die Voyager Crew so zeigt, wie wir sie lieben, und mit einer liebevollen Umsetzung und vielen Details, die sicher nur der Langzeitfan zu würdigen weiß, aufwarten kann. Das moralische Thema der Episode hätte sicher noch ausführlicher behandelt werden können, doch muß einem klar sein, daß die Folge (ebenso wie die meisten anderen Trek Episoden) wohl kaum einen literarischen Anspruch erhebt. Ich hatte es bei "Es war einmal" in der 5. Staffel und am Anfang der 6. Staffel bei "Die Voyager-Konspiration" bereits erwähnt - ich finde, die eher "leichteren", unspektakulären, bodenständigen, aber doch sehr vergnüglichen Episoden mit dem Schwerpunkt auf den Charakteren, ihren Beziehungen und dem Hintergrund der Voyager-Saga (Stichwort: Kontinuität, die in dieser Episode wie erwähnt besonders gut ist) statt auf Action haben bei Voyager ebenso einen Platz wie die zweistündigen "Telemovies" à la "Dark Frontier", die viel Epik, viel Aktion bietet, aber gleichzeitig den Blick für die Einelheiten verliert und viele Sachen durcheinanderbringt bzw. "dazuerfindet".
Auch wenn man "Der Spuk von Deck Zwölf" nicht gerade zu den Highlights einer Staffel zählen kann, die durch so viele exzellente (wenn auch leider zu oft mit zu vielen Fehlern realisierte) Ideen glänzen konnte - es ist die Mischung, die die Serie so abwechslungsreich und unterhaltsam macht, und in Hinblick darauf kann ich der Episode nur eine entsprechend gute Wertung geben.
16.06.2001

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Zitate
Janeway (zum Computer): "Wir sind wohl heute mit dem falschen Fuß aufgestanden, mein Freund."
Chakotay: "Captain?"
Janeway: "Entschuldigung. Ich habe mit der Voyager geredet."
Chakotay: "Das ist doch nichts, wofür man sich schämen müßte. Ich hatte früher lange Unterhaltungen mit meinem Maquischiff."
Janeway: "Wirklich? Worüber habt ihr zwei euch denn unterhalten?"
Chakotay (verschwörerisch): "Oh, das darf ich ihnen nicht sagen. Es ist eine Sache zwischen Kapitän und Raumschiff."
Janeway (ernsthaft): "Natürlich."
Chakotay: "Wenn der Doktor uns jetzt hören könnte, würde er vermutlich eine psychologische Behandlung empfehlen."
Janeway: "Ich werde es ihm nicht sagen, wenn sie es auch nicht tun."
Chakotay (grinst): "Einverstanden."
Janeway: "Commander, sehen Sie das?"
Chakotay: "Das ist ein Asteroidencluster. Nichts worüber wir uns Sorgen machen brauchen."
Janeway: "Ich würde ihnen zustimmen, wenn es nicht derselbe wäre, den wir vor einer Stunde passiert haben."
Neelix: "Der Turbolift fiel schneller und schneller - Hat irgend jemand Hunger?"
Mezoti: "Neelix!"
Neelix: "Nun, ihr habt eure Snacks noch nicht angerührt."
Mezoti: "Snacks sind irrelevant! Erzähle die Geschichte weiter!"
Mezoti (über die erstickte Crew der Salvoxia): "Wie haben denn die Leichen ausgesehen?"
Neelix: "Entschuldige bitte?"
Mezoti: "Nach 80 Jahren... hatten sie sich aufgelöst?"
Icheb: "Sie sind vielleicht durch das Raumvakuum erhalten worden."
Neelix: "Ich hätte euch die Geschichte nicht erzählen sollen. Sie ist zu gruselig."
Icheb: "Ich frage mich, wie die Crew der Salvoxia an Nahrung gekommen ist, nachdem ihre Notvorräte aufgebraucht waren."
Mezoti: "Vielleicht haben Sie sich gegenseitig gegessen."
Neelix: "In Ordnung! Das ist genug!"
 
Logbuch des Captains
Keine Einträge.
 
Star Trek Datenbank
Keine Einträge.
 
Background
"Der Spuk von Deck Zwölf" ist eine Episode der Kontinuität - insbesondere, was die Schiffsbesatzung der Voyager angeht. Das wohl erfreulichste "Comeback" feiern die Borg-Kinder Icheb, Mezoti, Azan und Rebi, welche in "Das Kollektiv" auf die Voyager kamen und ähnlich wie Seven ("Die Gabe") weitestgehend "entborgifiziert" wurden. Bereits in "Asche zu Asche" und "Icheb" waren die Kinder erneut zu sehen, wobei dort vor allem ihre Beziehung zu Seven definiert wurde und erfolgreich die Fähigkeiten der Ex-Drone, durch ihre "Mutter-Rolle" für Kinder Verantwortung zu übernehmen und das Wesen dieses Lebensabschnitts besser zu würdigen, entwickelt wurden. Hier nun überläßt Seven die Kinder Neelix zu Beginn der Episode, der auch schon einige Erfahrung im Umgang mit Kindern hat. Ähnlich wie in "Kontrapunkt", wo er die Kinder der Telepathen-Flüchtlinge im Kasino beschäftigte, möchte er die Borgkinder durch das Erzählen einer Geschichte unterhalten; damals wie diesmal ist dies natürlich "Flotter" in der traditionell Buchform; jene Holofantasie, die in "Es war einmal" als lehrreiche und zugleich unterhaltsame Geschichte für Kinder des 24. Jahrhunderts vorgestellt wurde. Interessant ist die ähnliche Darstellung des zukünftigens Wesens von Heranwachsenden in letzterer Episode und "Der Spuk von Deck Zwölf"; in beiden Fällen verfügen sie über ein im Vergleich zu unserer Zeit enormes Wissen und Verständnis (was für die Borgkinder aufgrund ihrer mehr oder weniger fortgeschrittenenen "Konditionierung" durch das Kollektiv natürlich noch viel mehr als für Naomi zutrifft), ihre Sozialisierung und Reifung nimmt aber nicht weniger Anspruch als in unserer Zeit, wo wir die Grundformen dieses Problems bereits erleben: die entwicklungspsychologische Entwicklung des Menschen hält nicht mit der Entwicklung von technisch-wissenschaftlichem Verständnis und ähnlichen Aspekten Schritt, was zu Selbstüberschätzung und einer gewissen "Altklugheit" führt (bestes Beispiel bei Star Trek: Wesley aus "TNG"), obwohl die Lebenserfahrung und nötige Unabhängigkeit noch nicht vorhanden ist. Für die Borg-Kinder trifft dies allerdings im besonderen Maße zu, schließlich haben sie bis zum Zeitpunkt keine deartige natürliche Entwicklung genossen und erleben nun das erste Mal Individualität. Ähnlich wie Seven, die ebenfalls als Kind assimiliert wurde, waren sie niemals eigenständige, unabhängige, selbstverantwortliche Personen, so daß die (psychologische) Deassimilierung bei ihnen besonders schwierig ist. Dies mag erklären, wieso die Borgkinder für ihr Alter (Icheb ist wohl bereits um die 16) erstaunlich "kindisch" zu sein scheinen - irrational, abergläubisch, ein wenig neurotisch usw. In Hinblick auf das Thema der Episode ist es damit aber auch verständlich, wieso sie neben Neelix eine so große Rolle spielen; hilft die Geschichte, die er ihnen erzählt, doch, ihren Charakter (weiter) zu entwickeln.
Weitere alte Bekannte, die in dieser Episode vorkommen, sind die ebenfalls recht abergläubische Crewman Celes Tal (so die korrekte bajoranische Notation!) aus "Der gute Hirte" und Fähnrich Vorik, der allerdings nicht gezeigt, sondern nur vom Computer erwähnt wird (ironischerweise mit seinem bevorzugtem Aufenthaltsort; dort, wo wir ihn in "Pon Farr" das erste Mal etwas näher kennenlernen durften: Maschinenraum, Ebene 2).
Nach Janeway outet sich nun auch Chakotay als ein Raumschiffcaptain, der mit seinem Schiff "lange Gespräche" zu führen pflegte. Während die entsprechende Janeway/Chakotay Szene im Bereitschaftsraum und die anschließende Chakotay Szene im Turbolift ("Mit dem Captain würdest du so etwas nicht abziehen") vor allem auf eine komische Wirkung abzielen, hat diese nette Eigenschaft Janeways auch einen ernsteren Hintergrund, verdeutlicht sie doch ihre Obsession mit ihrer Crew und ihrem Schiff, die sie im Laufe der Heimreise angesichts der Veranwortung und Schuld, die sie trägt, aufgebaut hat. Auch wenn dieses Verhalten bisher nur einmal zu sehen war, nämlich in "Ein Jahr Hölle", und auch dort nur in einer möglichen Zukunft, ist es damit wesentlich glaubhafter als z.B. das "Herumspielen mit dem Kommunikator" (in "Das ungewisse Dunkel" mal eben als eine typische Handlung Janeways eingeführt, obwohl es zuvor noch nie und danach nie wieder zu sehen war)
Einen Kontinuitätsfehler haben sich die Autoren aber dann doch geleistet, doch man würde mich wohl (endgültig) für verrückt erklären, wenn ich diesem eine übermäßige Bedeutung zusprechen würde... ;-)
Als Therapie gegen seine Angstanfälle schlägt Tuvok Neelix vor, sich vorzustellen, wie sich "seine Lungen mit Licht füllen". Zu dumm nur, daß Neelix nur noch eine Lunge hat, seit er beide in "Transplantationen" an die Vidiianer verloren hat und stattdessen eine Lunge von Kes eingesetzt bekommen hat...
Wie gesagt, ich denke nicht, daß es für den Fortgang der Handlung und den intergalaktischen Frieden eine so große Rolle spielt, allerdings muß dagegenhalten, daß die Autoren in einer früheren Episode bereits einmal dieses winzig kleine Detail berücksichtigt haben - in "Makrokosmos" erinnerte er Janeway daran, als diese sagte, daß ihre "Lungen auch brennen würden"; daß er nur noch eine einzige hat. Aber das ist ja alles Jahre und zehntausende Lichtahre her, so daß wir mal nicht so kleinlich sein wollen...
Da wir gerade von Neelix sprechen; der Schiffskoch, Botschafter und selbsternannte Moraloffizier der Voyager scheint über die Jahre aber auch immer neurotischer zu werden; zumindest haben wir erst im Laufe der Zeit von seinen Ängsten erfahren, die alle auf eine Furcht vor der Leere und Einsamkeit abzielen - die Angst vor dem Ende des Lebens ohne ein Leben nach dem Tod entsprechend der spirituellen talaxianischen Vorstellung, vor dem ewigen Verlöschen im "Nichts" ("Das Leben nach dem Tod") - die mit Neelix Geschichte vom grausamen Schicksal der Crew der Salvoxia auch in dieser Episode eine Rolle spielt -, die Angst vor dem Nichts auch in räumlicher Bedeutung ("Nacht") und nun im speziellen auch noch die Angst vor dem Gefangensein in dunklen, den Blick verhüllenden Nebeln. Im besonderen Maße punkten kann "Der Spuk von Deck Zwölf" dadurch, daß sie letztlich eine Erklärung zumindest für die Angst vor dem physischen Nichts liefert: in Neelix' frühester Kindheit war der Himmel auf Rinax für Monate von einem dunklen, bedrohlichen Plasmastrom verdeckt, welcher das talaxianische System durchquerte.
Ein interessantes parodistisches Element, das die Voyager-Autoren von Zeit zu Zeit in ihre Geschichten eingeflochten haben, wird auch in "Der Spuk von Deck Zwölf" kurz angedeutet - wenn Icheb als Zuhörer den "Geschichtenerzähler" Neelix rügt und korrigiert, als dieser von den "Nadionemissionen" des Bussardkollektors spricht, steht er natürlich für den fanatischen Star Trek Fan, der die auch mit gutem Willen oftmals sehr unwissenschaftliche und zudem auch noch inkonsistente "Wissenschaft" der Voyager-Episoden in Frage stellt, was uns an ähnliche (Selbst)kritik in Episoden wie "Rebellion Alpha" und "Chaoticas Braut" erinnert. Die Antwort (bzw. Rechtfertigung) der Autoren fällt jedoch dieses Mal zu Ungunsten der Fans aus: "technische Details spielen für die Geschichte keine Rolle". Wohl wahr, und die Wirkung bzw. Botschaft des ganzen leidet sicher auch nicht unter der albernsten Pseudo-Wissenschaft, doch ist es nicht viel schöner, wenn wirklich alles im Star Trek Universum einen Sinn zu ergeben scheint und nicht so leicht widerlegbar ist bzw. sich gar selbst widerspricht?! Aber man kann wohl nicht alles haben... Nun, in diesem Fall ist es wirklich eher irrelevant (während Episoden wie "Das Geistervolk" aufgrund ihrer völlig falschen, implausiblen Darstellung von "Treknologie" entschieden gelitten haben), aber wen es interessiert... Nadionstrahlung wird von den Phaserbänken emittiert; die Bussardkollektoren erzeugen eigentlich lediglich ein elektromagnetisches Feld, um Wasserstoff (Deuterium) anzusaugen.

 

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