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5.2.1 Grundsätzliche Überlegungen
2151 bricht
die Enterprise NX-01, das erste menschliche Raumschiff, das mit Geschwindigkeiten weit
über den von bis zu diesem Zeitpunkt von Schiffen der Erd-Sternenflotte erreichten Warp 2
fliegen kann und damit die Chance erhält, Regionen des Weltraum zu erforschen, die nie
ein Mensch zuvor gesehen hat, von der Erde zu ihrer interstellaren Forschungsmission auf.
Mit zu dieser Zeit revolutionären Warp 5, die jedoch in späteren Jahrhunderten eine
recht langsame Geschwindigkeit sein werden, untersucht die Enterprise und ihre Crew das,
was im 23. und 24. Jahrhundert als "galaktische Nachbarschaft" einer einzigen
großen Vereinten Föderation der Planeten bekannt sein wird. Ziel dieses Kapitels ist es, die Kartographie und (speziell) die Entfernungsfragen, welche (absichtlich, aber - "dank" der verschiedenen wissenschaftlichen Fehler und Kontinuitäsprobleme in der fünften Star Trek Serie "Enterprise" - oftmals eher unbeabsichtigt) im Verlauf der Mission aufgeworfen werden. |
Die Geschwindigkeit der Enterprise NX-01
Bevor wir uns mit Karten und Entfernungen bezüglich der Enterprise und ihrer Reise beschäftigen können, müssen wir zuerst die Höchstgeschwindigkeit des Schiffes feststellen, welche, wenn man mal von den bereits bekannten Episoden ausgeht, offensichtlich sehr viel öfters und regelmäßig benutzt werden wird als die Maximalgeschwindigkeiten der späteren Sternenflottenschiffe, was jedoch von einem produktions-orientierten Standpunkt nicht weiter überraschend ist, würde doch jede Geschwindigkeit unter diesem (bereits recht niedrigen) Warpfaktor die gezeigten Reisen und zurückgelegten Entfernungen noch unglaubwürdiger machen.
Der "primitive" Warpkern der Enterprise NX-01 |
Wie wir von Auszügen aus der "Serienbibel" der Show wissen, soll die Enterprise mit Warp 5 fliegen. Dem Bildschirmdialog im Pilotfilm "Broken Bow" (zwischen Charles Tucker und den neu eingetroffenen Senioroffizieren, im Maschinenraum) ist zunächst einmal eine bis dahin erreichbare Geschwindgkeit von Warp 4.5 zu entnehmen, und in der Tat scheint es so, also ob in dieser Episode, und der gezeigten Mission, keine höhere Geschwindigkeit verwendet wird. Jedoch führen bereits die ersten regulären Episoden ("Fight or Flight") das zuvor erwähnte Limit auf eher unspektakuläre Weise ein, so daß kein Zweifel besteht, was zu diesem frühen Zeitpunkt der Mission die Höchstgeschwindigkeit der Enterprise ist (Wer weiß aber welche zukünftigen "Erweiterungen" sich die Autoren ausdenken werden?) |
Jedoch ist die eigentliche Frage in
Bezug auf die Geschwindigkeit der Enterprise - wie schnell ist denn eigentlich Warp 4.5
bzw. 5 in der Serie? Natürlich können wir diese Frage zu jeder Serie und jedem Film
stellen - davon ausgehend daß die Autoren ja sowieso lieber den "Plotantrieb"
benutzen, d.h. die Warpgeschwindigkeiten so schnell machen, wie es für die entsprechenden
Geschichten sinnvoll erscheint. Jedoch bleibt es eine Tatsache, daß bestimmte Warpskalen
und -formeln aufgestellt worden sind, die in Backgrounddokumentationen wie "The
Making of Star Trek" und dem ST:TNG TM erwähnt werden. Zwar ist dieses Material
natürlich bestenfalls "semi-offiziell", da keiner diese Formeln jemals direkt
im Dialog erwähnt worden sind, aber zumindest die Angaben in letzterer Dokumentation sind
in den neueren Trek Serien TNG, DS9 und VOY verwendet worden, wie wir an einigen im Dialog
gegebenen, mit ihnen übereinstimmenden Rechenbeispielen sehen können (wie "wir
brauchen x Stunden, um bei Warp y das Ziel z zu erreichen").
Wie in Kapitel 1.2 erwähnt, ist die TNG Warpformel, die den im ST:TNG TM abgebildeten
Graph am exaktesten zu reproduzieren scheint
v/c(w)=w(10/3)+(10-w)(-11/3)
eine Funktion, die gegen v/c(10)=unendlich (was wir eine "vertikale Asymptote" nennen) als theoretische Maximalwarpgeschwindigkeit strebt. TOS auf der anderen Seite scheint niemals eine konsistente Warpskala verwendet zu haben. Trotzdem schlägt das erwähnte "Making of" Buch die viel einfachere Formel
v/c(w)=w3
für Geschwindigkeiten in der Originalserie vor; eine Formel, die auch in der meisten Fandom-Literatur seit den 1960ern verwendet wird.
Ausgehend von dieser Situation gibt es drei Möglichkeiten für die "tatsächliche" Geschwindigkeit der Enterprise (in Vielfachen der Lichtgeschwindigkeit statt einem obskuren Warpfaktor)
sie berechnet sich entsprechend der TOS Skala
sie berechnet sich entsprechend der TNG Skala
sie berechnet sich entsprechend einer ganz anderen Skala
Wenn wir über die
"Trek-Erklärungen" für die verschiedenen Warpskalen nachdenken, erkennen wir
schnell, daß Möglichkeit #2 in diesem Fall keinen Sinn ergeben würde. Die TNG Skala
ist, wie angeführt, viel komplexer als die TOS Skala, deren Funktion keinerlei Asymptoten
sondern nur einen einfachen exponentiellen Anstieg enthält. Es ist deshalb vorgeschlagen
worden, daß in den 100 Jahren zwischen beiden Skalen das Verständnis für die Warpphysik
entscheidend vertieft worden ist, und die Skala deshalb neu überdacht wurde, um diesen
neuen Erkenntnissen Rechnung zu tragen. Dann würde es offensichtlich keine Sinn ergeben,
daß ein Jahrhundert vor TOS die TNG Skala bereits zum Einsatz kam, dann während der
Zeiten von Captain Kirk verworfen wurde und anschließlend, im 24. Jahrhundert, wieder
eingeführt wurde.
Da Möglichkeit #3 auch kaum eine Option darstellt, da diese Skala, egal wie sie aussehen
würde, auf jeden Fall niedrigere als die TOS Skala liefern müßte, kann die
Schlußfolgerung nur sein, daß die Formel aus "The Making of Star Trek" den
Anforderungen des 22. Jahrhundert (und der neuen Serie) wohl am besten gerecht werden
würde.
Unglücklicherweise hat der technische Berater Andre Bormanis vorgeschlagen, daß die TNG Skala in "Enterprise" verwendet werden sollte, da die Produzenten und Autoren natürlich daran interessiert sind, daß Schiff so schnell wie möglich zu machen, leider sogar wenn dies bedeutet, daß die wissenschaftliche Glaubwürdigkeit der Show damit zerstört wird. Wie wir jedoch sehen werden bestätigt zumindest der Pilotfilm seine Bemerkung nicht, sondern unterstützt überraschenderweise obige Schlußfolgerung.
In der Tat haben wir zwei tatsächlich
im Pilotfilm erwähnte (und damit kanonische) Beweisstellen, die die Verwendungen der TOS
Skala bei "Enterprise" nahelegen. Übrigens ignoriere ich Zeframe Cochranes
Dialogzeile in dieser Episode hier, daß die neuen Schiffe "einhundert Mal
schneller" sein würden, da Geschwindigkeiten zwischen 800 und 1000c (ausgehend von
Hintergrundinfos, die von damaligen Spitzengeschwindigkeit um die Warp 2 für
Standard-Sternenflottenschiffe sprechen, was "Fortunate Son" mit der Erwähnung
eines Limits von Warp 1.8 für das dort gezeigte Frachtschiff untermauert) nicht mit den
niedrigeren (!) Reisegeschwindigkeiten von Kirks Enterprise zu vereinen sind, liegen sie
doch fast im Bereich der Topgeschwindigkeiten des 24. Jahrhunderts.
1) "Neptun und zurück in 6 Minuten"
Das wird direkt in den ersten Minuten
von "Broken Bow" in der Shuttle-Inspektionsszene erwähnt. Aus dem Dialog wissen
wir, daß dieses Ziel in der gegebenen Zeit (höchstwahrscheinlich von der Erde, da die
Sprecher zu dieser Zeit nahe der Erde sind und es für einen Menschen keinen Sinn ergeben
würde, eine solche Zahl nicht auf geozentrischer Basis zu geben) mit Warp 4.5 zu
erreichen ist, jene Geschwindigkeit, die im Zweiteiler letztendlich auch verwendet wird.
Rechnen wir das ganze aus - 4 497 000 000 km zwischen Erde
und Neptun in 6min/2=3min=180s -, erhalten wir eine Geschwindigkeit von ca. 24 983 333
km/s, was ungefähr 83c entspricht. TOS Warp 4.5 entspricht nun, entsprechend der
Gleichung, 91.125c, was eine ungefähre Übereinstimmung ist, wenn wir berücksichtigen,
daß die Autoren (oder wer auch immer diese Zahlen beigesteuert hat) möglciherweise mit
ungenaueren Werten gearbeitet haben, während TNG Warp 4.5 = 150c sicherlich nicht mehr im
Toleranzbereich liegt.
2) "Dreißig Millionen Kilometer pro Sekunde"
Noch überzeugender als der obige - vielleicht nicht 100%ig überzeugende - Beweis ist die Szene, in der die Enterprise tatsächlich zum ersten Mal auf Warp 4.5 geht, wobei sich der Warpfaktor langsam steigert und Captain Archer - als einige der wenigen Male bei Star Trek - tatsächlich eine direkte Geschwindigkeitsangabe macht, die mit dem Warpfaktor in Verbindung gebracht werden kann. Einige Zeit nachdem die Enterprise Warp 4.4 überschritten hat (der letzte Warpfaktor, der in dieser Szene erwähnt wird, wobei wir aber wissen, daß das Ziel Warp 4.5 ist) erwähnt Archer nämlich, daß die Enterprise mit 30,000,000 km/s fliegt, was, ohne großartige Rechnungen, ungefähr 100c entspricht. Verwenden wir nochmals die oben berechnten Werte, ergibt dies erneut eine ungefähre Übereinstimmung mit TOS Warp 4.5 (100c wären Warp 4.64), während TNG Warp 4.5 nicht mal in der Nähe dieses Werts liegt (andernfalls läge die Fehlerquote bei 50%!)
Damit ist es sicherlich einleuchtend, daß die "Enterprise" Autoren und/oder technischen Berater die TOS Skala für die Herleitung dieser Zahlen im Pilotfilm verwendet haben, jedoch scheinen Bemerkungen wie die von Andre Bormanis (einige Zeit nach Produktion von "Broken Bow") und andere - wenn auch nicht so klare und nachvollziehbare - Angaben in späteren Episoden einen Sinneswandel bezüglich der in der Show zu verwendenden Warpskala anzudeuten. Wie ich sagte, ist es reichlich sinnlos, eine Skala zu verwenden, die offensichtlich erst zwei Jahrhunderte später eingeführt werden wird, und wir sollten auch nicht vergessen daß die Enterprise, um jeden Preis, erheblich langsamer als Kirks Enterprise bleiben sollte, und natürlich erst Recht langsamer als die späteren High Warp Raumschiffe, um Probleme mit Spezies, Imperien und Phänomenen zu vermeiden, die dann aufgrund der Geschwindigkeiten und damit Entfernungen, die die Enterprise fliegen kann, bereits "bekannt sein sollten", aber ganz klar nicht vor dem 23. oder 24. Jahrhundert bekannt sind, da sie als "Erstkontakte" in den entsprechenden Serien erwähnt werden. Die "Enterprise" Autoren befinden sich hier auf schmalem Grat, wenn sie auf der einen Seite wie in der Vergangenheit "Plotantrieb" Episoden favorisieren (wie der Pilotfilm bereits zeigt, wie wir später sehen werden), aber auf der anderen Seite jetzt strikte Beschränkungen haben, wenn es um die Inter-Serien-Kontinuität in diesem besonders anspruchsvollem Fall einer Prequelserie geht, d.h. einer Serie die vor allen in 600 Episoden und 10 Kinofilmen gezeigten Ereignissen spielt.
Die Reichweite der Enterprise NX-01
Aber werfen wir einen näheren Blick darauf, wie hoch die Gefahr des "zu schnell Seins" im Sinne der Glaubwürdigkeit wirklich ist. Schauen wir uns die offizielle Karte der galaktischen Nachbarschaft an, wie sie sich im 24. Jahrhundert (zumindest im Star Trek Universum) gestaltet, und schließen wir die Klingonen schon mal aus, da der Erste Kontakt mit ihnen (näher erörtert in Sektion 5.2.2) und ein Kurzbesuch auf ihrer Heimatwelt Thema des Pilotfilms ist, haben wir drei wichtige Mächte - die Cardassianer (und Bajoraner), Ferengi und Romulaner, die zu Zeiten der Enterprise nicht bekannt sein sollten. Während wir im Moment noch die Romulaner ebenfalls vernachlässigen können, da wir wissen, daß ein Erstkontakt mit der Erde nur ein paar Jahre nach 2151 zustandekommen wird, was sie damit klar in oder gerade noch außerhalb der letztendlichen Operationsreichweite der Enterprise und der nach ihr gebauten Warp 5 Raumschiffe plaziert, wissen wir mit Sicherheit, daß Cardassianer, Bajoraner und speziell Ferengi (sahen wir doch den Ersten Kontakt mit ihnen erst in einer frühen TNG Folge) alles Spezies sind, mit denen die Menschheit im 22. Jahrhundert nichts zu tun haben sollte.
Interessanterweise können wir diese 3
Fälle auf einen reduzieren, da DS9 angedeutet hat - sowohl in den Episoden als auch
Dokumentationen wie dem ST:DS9 TM - daß alle drei Territorien im selben Bereich des
Weltraums liegen und nur ein paar (im Fall Cardassia-Bajor) bzw. ein paar dutzend (im Fall
Bajor-Ferenginar) Lichtjahre auseinanderliegen. Dann müssen wir "nur" noch die
Entfernung der Erde zu dieser Region im Alphaquadranten feststellen. Wie wir wissen, ist
dies jedoch schon seit Jahren ein heißes Thema, da es dafür keine eindeutigen Zahlen
gibt, sondern nur vage Andeutungen, wobei wir aber mit Sicherheit wissen, daß es nicht
viel mehr als einhundert Lichtjahre sein können (und sicherlich nicht das halbe
Territorium der Föderation ausgehend von der Vermutung, daß die Erde relativ nahe am
Zentrum liegt, was ja zu einer Entfernung von 4000+ Lichtjahren führen würde!), weil die
Reise von DS9 zur Erde, selbst wenn wir von Höchstgeschwindigkeiten in allen Fällen
ausgehen, nur ein paar Tage bis zu zwei Wochen gedauert haben.
Tatsächlich gibt Rick Sternbachs ST:DS9 TM lediglich 50.3 Lichtjahre für die Entfernung
Bajors zum "inneren Perimeter der Föderation" bzw. den "Kernwelten der
Föderation" an, was, natürlich, ein Schlupfloch ist, daß die letztendliche
Entfernung Bajor-Erde immer noch recht vage definiert. In einem kürzlichen Interview hat
Sternbach angenommen, daß diese "innere Sphäre" einen Radius von nur 20
Lichtjahren hat, was zu einer Entfernung von etwa 70 Lichtjahren führen würde.
Aber ist das wirklich ein Problem? Da die Crew der Enterprise "erforscht", d.h. jeder Spur einer unbekannten Kultur oder einen bewohnten Planeten nachjagt, die sie finden kann, können wir annehmen, daß sie nicht so "geradlinig", in eine Richtung, reisen wie die Schiffe in späteren Serien, deren Aufgaben zu einem höheren Grad zielgerichtete Kartographierung, diplomatische Missionen und Fracht/Personentransportmissionen beinhalteten. Bei (TOS) Warp 5 könnten sie pro Jahr theoretisch 72 Lichtjahre zurücklegen, wenn wir für jede der 26 Missionen im Durchschnitt 3 Tage abziehen (eine völlig willkürliche Annahme) - nicht zu viel, wenn wir dies als "Zickzackroute" interpretieren. Jedoch wurde bereits in "Civilization" festgelegt, daß die Enterprise 78 Lichtjahre in weniger als 3 1/2 Monaten (die ersten Dialogzeilen welche die in diesem Fall eher unbequeme TNG Skala zu unterstützen scheinen, da dies in etwa 271c = TNG warp 5.3 entspricht, wobei wir aber mit den später eingeführten "Subraumschnellstraßen" eine mögliche Hintertür haben). Selbst mit meiner eigenen Annahme von insgesamt 120 Lichtjahre für die Entfernung Erde-Bajor (ein Kompromiß zwischen den extrem kurzen, in DS9 gezeigten Reisezeiten und einer "vernünftigen" Entfernung) gibt es (wortwörtlich) wenig Raum dafür, daß die erwähnten drei Mächte des 24. Jahrhunderts noch bis dahin unentdeckt bleiben (natürlich ist das für TOS und Kirks Enterprise noch mehr ein Problem, obwohl wir natürlich nicht sicher sein können, ob die Cardassianer und Bajoraner nicht schon zu dieser Zeit bekannt waren). Zumindest für die Ferengi, die bis zum Jahr 2364 unbekannt bleiben müssen, gibt es eine teilweise Erklärung: eine andere Machtverteilung im Alphaquadranten im 22. und 23. Jahrhundert könnte ihr relativ kleines Territorium für die Erd- und später Föderationsschiffe bis zu einem späteren Zeitpunkt unerreichbar gemacht haben, etwa, wenn die Cardassianische Union zu dieser Zeit ihr Raumgebiet vollkommen vom Einflußbereich der Erde abgrenzen würde. Diese Lösung wird in der Karte des Lokalen Raumes angedeutet, wobei andere die "Weiträumigkeit des Raums" selber wäre, oder die Tatsache, daß die Reisen von Kirks Enterprise - und vermutlich auch die von Archers Schiff - sich weitestgehend auf den Betaquadranten und die dorten ansässigen Imperien der Klingonen und (demnächst) Romulaner beschränkten.
Ein letzter Punkt, der zu
berücksichtigen wäre, ist die beliebte Frage - wenn die Enterprise nur die die
anscheindend wohlbekannte galaktische Nachbarschaft von ein paar dutzend Lichtjahren
rund um die Erde erforscht (und, wie wir gesehen haben, auch nur diese Region untersuchen
"darf", da alles, was weiter entfernt ist, zu erheblichen Kontinuitäsproblemen
führen würde), warum kann sie dann überhaupt noch "fremde neue Welten und
Zivilisationen" entdecken, die auch für uns neu sind? Sollte sie in diesem Fall
nicht nur auf Spezies und Planeten treffen, die im 23. und 24. Jahrhundert, und damit auch
uns, bekannt sind, während die Enterprise-Autoren, welche natürlich immer wieder mit
etwas Neuem und Unbekannten daherkommen mußten (und wollten), eigentlich genau auf das
Gegenteil abzielen?
Während es nun eigentlich nicht logisch ist, ist die Antwort, wenn wir darüber
nachdenken, erstaunlicherweise nein. Weil der Schwerpunkt von Star Trek schon
immer auf der Erforschung des Unbekannten und der entferntesten Winkel des tiefen Raumes
lag, und die Technologie im 23. und 24. Jahrhundert weit fortgeschrittener als in
"Enterprise" sein wird, ist nämlich unsere eigene "Türschwelle", der
"interstellare Hinterhof" der Erde die unbekannteste Region von allen!
Natürlich kennen wir die dort ansässigen Andorianer und Vulkanier und andere Spezies,
wichtige Spieler bei TOS, und, korrekterweise, auch in "Enterprise"; doch was
wissen wir tatsächlich über die anderen Planeten und Rassen in diesem (in der Trek
Galaxis) vermutlich dicht besiedelten Bereich des Weltraums? Dieses
"Nachbarschaftsparadoxon" macht eigentlich erst die ganze Serie an sich möglich
- die Erforschung des für Crew und Zuschauer gleichermaßen Unbekannten im erdnahen Raum
(zumindest das, was aus der Sichtweise des 24. Jahrhunderts als "erdnah" zu
bezeichnen wäre), ohne daß die Kontinuität und Glaubwürdigkeit zu arg überstrapaziert
wird.
5.2.2 Die Qo'noS und "Rigel" Probleme
Unglücklicherweise zerstört (bereits)
der Pilotfilm scheinbar die Hoffnung auf wissenschaftliche Plausiiblität und Kontinuität
in Bezug auf die Kartographie in der neuen Serie. Die ganze Mission des Rücktransports
des klingonischen Piloten zu seiner Heimatwelt, wie sie in "Broken Bow"
dargestellt wird, erscheint reichlich unwahrscheinlich und bestätigt sicherlich nicht die
"Weiträumigkeit des Raumes" und die "Fehlerhaftigkeit und Primivität der
Technologie" welche sowohl von den Produzenten im Voraus als auch von der Episode
selbst propagiert wird.
"Vier Tage hin, vier Tage zurück"
Mehrere Male im Pilotfilm wird direkt
angesprochen, wie kurz die erste Mission der Enterprise im tiefen Raum letztendlich sein
wird - angeblich eine Mission die mit den bisherigen Raumschiffen nicht möglich gewesen
wäre und deshalb die Crew auch in unerforschtes Gebiet bringt. Hätte es keine
Komplikationen wie den Umweg nach "Rigel" (mehr zu diesem separaten Problem im
nächsten Abschnitt) gegeben, wäre die Enterprise wohl in nur 4 Tagen von der Erde bis
nach Qo'noS, dem Zentrum des Klingonischen Imperiums, geflogen. Nun ist allgemein der Kritikpunkt derselbe wie bei der extremen Nähe von Bajor und Cardassia, wie wir sie im Verlauf von Deep Space Nine und schließlich schwarz auf weiß im ST:DS9 TM erfahren konnen (wenig mehr als 5 ly): wie können Erde und Qo'noS so enge Nachbarn wie in "Broken Bow" angedeutet sein, wenn diese zwei Planeten die Kerne von zwei hunderte von Lichtjahren großen interstellaren Allianzen sein werden, und darüberhinaus im 23. Jahrhundert für Jahrzehnte feindselige Beziehungen, die fast im offenen Krieg münden, haben werden? |
Dieser spezielle Fall scheint jedoch nicht nur in Bezug auf die interstellare Politik unwahrscheinlich (und wie wir sehen, wäre es nicht das erste Mal, das wir in diesem Fall eine Inkonsistenz haben), sondern auch sehr fragwürdig in Bezug auf Wissenschaft & Technik. Wenn wir nämlich genau jene Geschwindigkeitsangaben verwenden, die in derselben Episode gegeben werden (und oben bereits genauer untersucht wurden), können wir beweisen, daß - ohne weitere Erklärungen - das ganze Szenario nicht nur unwahrscheinlich, sondern tatsächlich unmöglich ist! 4 Tage mit Warp 4.5 - das ergibt gerade mal 0.998 ly unter Verwendung der TOS Skala (und selbst mit der TNG Skala sind es nicht mehr als 1.6 Lichtjahre), d.h. eine Entfernung, die geringer als der Abstand des nächsten Sterns zur Sonne, Proxima Centauri (4.4 Lichtjahre), ist. Ein gutes Beispiel für "Plotantrieb" also, nicht war? ;)
Offensichtlich wird es nicht einfach werden, diesen gravierenden Fehler "wegzuerklären", aber dennoch gibt es einige faszinierende Möglichkeiten, die ich hier gern vorstellen würde. Doch bevor wir sie untersuchen, sollten wir dem "Warum?" nachgehen. Nichts, aber auch gar nichts in der Geschichte verlangt zwingend nach einer Reisezeit von lediglich 4 Tagen; der Klingone ist physisch stabil, die Crew muß an lange Reisen gewöhnt sein (immerhin ist keiner von ihnen bisher mit mehr als Warp 2 gereist), und wir Zuschauer sind mit der Erzähltechnik von Star Trek, unnötige Bildschirmzeit durch eine Außenszene und der Überbrückung von Zeit mittels Logbucheinträgen des Captains zu verkürzen, hinlänglich vertraut. Nun gibt es mehrere Logbuchsequenzen im Verlauf des Pilotfilms, die man dazu verwenden hätte können, die 90 Minuten Erzählzeit zu 4 Wochen (statt 4 Tagen) erzählte Zeit zu machen. Warum also? Ignoranz? Ein schlimmer Fehler? Das dachte ich zumindest für eine lange Zeit, aber vielleicht ist das nicht die ganze Wahrheit. Wenn man nämlich darüber nachdenkt, ist es erstaunlicherweise nicht "Enterprise", das dieses Problem mit der Entfernung von Qo'noS einführt, und ich könnte mir gut vorstellen, daß die "Enteprise" Autoren auf diese frühere (Fehl-)Darstellung zurückgegriffen haben, um es durch Konsistenz zu diesen Ereignissen glaubwürdiger zu gestalten. Ich spreche hier über die Vorkommnisse in "Star Trek VI", wo die Erde und das gesamte Klingonische Reich - Rura'Penthe, Kithomer und Qo'noS - extrem nahe beieinander zu liegen schienen, brauchte doch die USS Enterprise, und später die USS Excelsior lediglich Tage, wenn nicht gar weniger, um von der Erde zu diesen Planeten zu fliegen. Selbst mit den Möglichkeiten des 23. Jahrhundert - wie kann ein Excelsior Klasse Raumschiff vom Rand des Alphaquadranten (wie von Captain Sulu erwähnt) bis zu Camp Kithomer am selben Tag reisen? Offensichtlich liegen alle diese Orte sehr nahe bei der Erde - wenn nicht in Bezug auf die Entfernung, dann definitiv in Bezug auf die Reisezeit (wie wir sehen werden, sind diese zwei Größen nicht notwendigerweise proportional, wie die Standard-Warpgleichung vermuten ließe).
Egal wie weit Qo'noS entfernt ist, es
ist offensichtlich weiter von der Erde entfernt als Alpha Centauri... so daß wir
eigentlich nur die 4 Tage verwerfen könnten und vorgeben, daß Archer (und die anderen,
die eine solche kurze Reisezeit erwähnt haben) etwas ganz anderes gesagt haben. Jedoch
gibt es noch eine andere, sehr elegante Erklärung für diese und andere Fälle, mit der
wir - erstaunlicherweise - die unglückseligen vier Tage beibehalten können und Qo'noS
trotzdem in einer vernünftigen Entfernung zur Erde positionieren können, ohne die
Enterprise schneller als die Voyager und Enterprise zusammen zu machen.
Diese Lösung basiert auf der Prämisse, welche zuerst in der (nicht-kanonischen)
Fandomliteratur der 1970er und 1980er erwähnt wurde, und welche auch das semi-kanonischen
ST:TNG TM andeutet. Dort kann man das Warpdiagramm und die oben erwähnten Warp /
Vielfache der Lichtgeschwindigkeit Zusammenhänge sehen, jedoch mit dem zusätzlichen
Hinweis: "die tatsächlichen Werte hängen von interstellaren Zuständen wie der
Gasdichte, elektrischen und magnetischen Feldern und Fluktuationen im Subraum ab".
Diese kleine Erklärung gibt uns eine ganze Reihe Möglichkeiten, viele der Inkonsistenzen
und Probleme, welche über die Jahre aufgetreten sind, zu lösen, aber in diesem Fall, wo
die Standarderklärung einfach nicht möglich ist, ist sie zwingend.
Wie funktioniert das also? Wenn die Warpfaktoren, in Bezug auf ihre Lichtgeschwindigkeitsäquivalente, nicht absolut sind, sondern nur Relativangaben, welche von lokalen Eigenschaften des Raums und Subraums abhängen, sind die gegegeben Vielfache also nur Minimum- bzw. Durchschnittswerte. Um die Differenz zwischen diesen "idealisierten Angaben" und den tatsächlichen Werten, welche in den verschiedenen Regionen der Galaxis erreicht werden, auszudrücken, hat die Fandomliteratur (wie "Star Trek Maps" von Geoffrey Mandel) die Warpgleichung erweitert zu
v/c(w)=c3 * X
wobei X der "Cochrane Faktor" ist, welcher genau jene (wie auch immer gearteten) Kräfte ausdrückt, die Warp beschleunigen und ein Raumschiff, daß mit demselben Warpfaktor fliegt (und damit dieselbe Energiemenge aufwendet), das eine Mal schneller und das andere Mal langsamer fliegt. Wenn wir berücksichtigen, daß die Verteilung der mit dem Cochrane Faktor verbundenen Eigentschaften des Raums nicht notwendigerweise gleichmäßig oder zufällig ist, können wir postulieren, daß es gewisse "Routen" im Raum gibt, welche sich vom Restgebiet durch extrem hohe Werte für X unterscheiden. Welches fiktive natürliche Phänomen auch immer die Ursache für sie ist (z.B. die "Subraumfeldströme", welche in [VOY] Translokalisation erwähnt werden), in diesen engen Gebieten mit Cochrane-Faktor-Ausbrüchen würde ein Raumschiff einige hundert mal schneller fliegen als außerhalb, wobei als eine wichtige Grundvoraussetzung das Schiff aber erst einmal - im Gegensatz zu Wurmlöchern und ähnlichen Phänomenen, die selbst ein mit Impuls fliegendes Schiff mit erwähnten Geschwindigkeiten transportieren werden - mit einer entsprechend hohen Warpgeschwindigkeit fliegen muß, damit der Verstärkungseffekt wirklich ins Gewicht fällt. Wie Sie sich vorstellen können, kann auf diese Weise viel in Bezug auf die "Star Trek VI" und "Broken Bow" Probleme erklärt werden, während es nicht notwendigerweise der Tatsache widerspricht, daß es sicherlich schon vor der Enterprise Raumschiffe gab, die mit Warp in Richtung Qo'noS unterwegs waren, ohne es zu erreichen, betrug ihre Maximalgeschwindigkeit doch nur Warp 2 (da, wenn man Warp 2 und 4.5 mit einem konstanten X multipliziert, der Proportionalitätsfaktor natürlich trotzdem derselbe bleiben wird).
Ein weiterer Punkt, der die "Cochrane Faktor" Erklärung unterstützt: man muß schon wissen, wo sich diese Regionen mit Cochrane Faktor Ausbrüchen befinden, um sie nutzen zu können. im Falle von "Broken Bow" zeigt dies die obskuren "vulkanischen Sternenkarten" (wozu braucht die Menschheit - nach 4000 Jahren stellarer Beobachtung im Rahmen der klassischen Astronomie - Sternenkarten der galaktischen Nachbarschaft von ein paar dutzend Lichtjahren?) in einem ganz neuen Licht. Was, wenn diese Sternenkarten nicht nur die Positionen der Sterne, sondern auch das Netzwerk von temporär oder dauerhaft stabilen Regionen ultrahoher Warpgeschwindigkeiten darstellen und die Cochrane Faktoren in den verschiedenen Gebieten des Weltraums aufzeigen, womit der schnellste Weg nach Qo'noS, der dann tatsächlich in 4 Tagen bewältigt werden kann, während man 40 Tage oder länger benötigen würde, wenn man auf einer geraden Linie zur klingonischen Heimatwelt fliegen würde, klar ersichtlich wird? Es ist überhaupt nicht unlogisch - man denke nur an ganz irdische Routenplanung und wie man sein Ziel schneller über Autobahnen als über Landstraßen erreicht, obwohl im letzteren Fall die tatsächliche Entfernung durchaus kürzer als im ersten Fall sein kann. Bei beiden sind Zeit und Entfernung zwei völlig verschiedene Aspekte, da die möglichen Maximalgeschwindigkeit beträchtlich voneinander abweichen. Auf dem Planeten Erde benutzt man einen Straßenatlas, um herauszufinden, welche Wege man am besten benutzt, um sein Ziel in kürzester Zeit zu erreichen; im Falle interstellarer Reise braucht man möglicherweise ähnliche Karten, um seinen Kurz festzulegen.
Natürlich könnte sich mit dieser Erklärung Qo'noS überall befinden, jedoch müssen wir ein paar Einschränkungen bezüglich der Macht der "Cochrane Faktor Ausbrüche" machen. Meiner Meinung nach stellen Reisen wie die von Kirks Enterprise in Star Trek V zum Zentrum der Galaxis (26 000 Lichtjahre) innerhalb weniger Tage immer noch Fehler dar. Wie oben angeführt, sollte man nicht vergessen: es müßte vielleicht die gesamte Strecke einer potentiellen "Subraumschnellstraße" vermessen werden, bevor man sie benutzen kann, was eine echte Erforschung mit unglaublichen Geschwindigkeiten (und, andersherum, eine schnelle Reise der Voyager nach Hause im 24. Jahrhundert) effekt verhindern würde. Nur auf vorerforschten, gut bekannten und oft genutzten Routen (wie eben jene zwischen Erde und Qo'noS, und, auf dieselbe Weise, vielleicht auch zwischen Erde und Bajor; eine Route, die aber aus offensichtlichen Gründen nicht vor dem 23. oder 24. Jahrhundert bekannt sein sollte) könnte dieser Vorteil genutzt werden. Andernfalls wären die Möglichkeiten einfach zu weitreichend, und die "Schnellstraßen" wären zu wichtig als das sie noch glaubhaft wären, vor allem im Hinblick darauf, daß sie niemals erwähnt wurden (glücklicherweise erfordert ihre Natur kein mit ihnen verbundenes visuelles Phänomen, wie es bei Wurmlöchern und Subraumabkürzungen der Fall ist) oder auch nur ihre Wirksamkeit gezeigt wurde (etwa durch häufige Reisen von Raumschiffen quer durch die Galaxis). Jedoch denke ich, daß in all jenen Fällen, in denen wir einfach nur eine Geschwindigkeitserhöhung um den Faktor 10 oder 100 für eine sowieso nicht allzu große Entfernung brauchen, diese "Plotvorrichtung" sowohl nützlich als auch glaubwürdig ist. Bevor wir aber dazu kommen, über die (unter diesem Gesichtspunkt) tatsächliche Entfernung der klingonischen Heimatwelt zu spekulieren, sollte ein anderes Problem, welches im Laufe der Mission aufkommt, nicht außer Acht gelassen werden, da es mit diesem Fall eng verknüpft ist.
"Rigel" vs. Rigel
Auf den ersten Blick scheint es nämlich noch ein Problem zu geben, daß offenbar eine viel krassere Verletzung der realen Wissenschaft und Inter-Serien-Kontinuität darstellt: ein Stern namens Rigel spielt auf der Qo'noS Mission eine bedeutende Rolle, legt der klingonische Pilot doch hier einen Zwischenstop auf seiner Reise ein, welche in schließlich zur Erde führte. Auch die Enterprise macht einen Umweg (wenn es denn einer ist) zu diesem Planetensystem, bevor die Crew schließlich Kurs auf Qo'noS setzt. Der problematische Teil: wie aus der Schulastronomie recht gut bekannt sein dürfte, ist Rigel der arabische Name eines tatsächlich existierenden Sterns, der schon seit Jahrtausenden bekannt ist und dessen Entfernung zur Erde 773 ly beträgt (siehe "Die Positionen der realen Sterne"). In Hinblick darauf, was ich im letzten Abschnitt über die Entfernung der klingonischen Heimatwelt und das schon grundsätzlich existierende Reisezeitproblem gesagt habe, scheint dies die Glaubwürdigkeit der ganzen Sache doch arg überzustrapazieren. |
Selbst mit der Cochrane Faktor Erklärung wäre es wohl ein bißchen zu viel Rationalisierung, es einem Raumschiff zu erlauben, eine Entfernung von mehr als 773 ly (+X ly, da Qo'noS ja nicht notwendigerweise auf der Strecke liegt) in nur 4 Tagen zurückzulegen (ich weiß, daß dies in TOS gelegentlich passiert ist, doch waren dies Kardinalfehler), wobei diese 773+x Lichtjahre von "Broken Bow" auf keinste Weise unterstützt werden, soll doch der Stern gerade mal 15 Lichtjahre von jener Position der Enterprise entfernt sein, die diese von der Erde in wenigen Stunden Flug erreicht hat.
Übrigens scheint es, als ob sich die Autoren der
wahren Bedeutung von Rigel sowieso gar nicht bewußt waren, wird doch die obige Annahme
vom Dialog nicht nur nicht bestätigt, sondern eindeutig widerlegt. Offensichtlich wollten
sie nur eine weitere TOS Referenz zu ihrem Skript hinzufügen - glücklicherweise, möchte
ich sagen, da genau dieser zusätzliche Fehler die ganze Rigel Geschichte aufklärt, und
darüberhinaus - unbeabsicht, glaube ich - das Problem löst, welches Rigel als ein viel
zu weit entfernter Stern, der aufgrund seiner Eigenschaften (Überriese mit geringem
Schwermetallanteil und kurzerLebensspanne) sowieso nie Leben hervorbringende Planeten
haben könnte, schon immer in allen Trek Serien, in denen er erwähnt wurde, dargestellt
hat.
Der Kern dieser Erklärung ist - in der entsprechenden Szene wird "Rigel"
zusammen mit ein paar anderen Sternen (u.a. Tholia) erwähnt - als Namen, welche direkt
aus der Datenbank des Klingonen stammen. Wie können aber die Klingonen, welche bis zu
diesem Zeitpunkt keinen Kontakt zur Erde hatten, unseren arabischen Namen für denselben
Stern haben? Überhaupt nicht ist die einzige Antwort. Offensichtlich ist
"Rigel" ein klingonisches Homophon, welches einen anderen Stern als unseren
Rigel bezeichnet (ich benutze deshalb hier Anführungsstriche für den klingonischen
Rigel, da es sicherlich anders geschrieben wird - auch wenn die Untertitel in einer
späteren Szene Rigel auf die uns bekannte Schreibweise zeigen). Damit ist die Annahme,
daß "Rigel" im Pilotfilm unserem Rigel entspricht, erst einmal vom Tisch, und,
wie angeführt, haben wir damit auch eine Erklärung für die späteren, häufigen
Referenzen auf "Rigel" in TOS, TNG und DS9 als ein bekanntes, nicht allzuweit
entferntes Planetensystem, wenn wir annehmen, daß der außerirdische Name, der vielleicht
in der bereits existierenden interstellaren Gemeinschaft des 22. Jahrhunderts schon sehr
verbreitet war (in Hinblick darauf, daß T'Pol sehr genau über diesen Stern Bescheid
wußte), von den Menschen als einer der wenigen Fälle, in denen die Erde durch äußere
Einflüsse beinflußt wurde und nicht umgekehrt, übernommen wurde.
Auf diese Weise macht alles sehr viel mehr Sinn. Um nur zwei wichtige Fälle zu erwähnen:
die Reise von Pike und seiner Crew von "Rigel" zurück zur Vega (ein erdnaher
realer Stern), um die Verletzten im allerersten TOS Pilotfilm "Der Käfig" zu
behandeln - bis jetzt mußten wir annehmen, daß sie die fast 800 Lichtjahre in wenigen
Wochen zurückgelegt haben und letztendlich an der Erde vorbeigeflogen sind, um die andere
Kolonie zu erreichen! Dann haben wir da noch die "Rigellianer", offensichtlich
die auf "Rigel" heimische intelligente Lebensform, als eine wichtige
Föderationsspezies, die mit den Vulkaniern und Romulanern (mit entsprechenden
Planetensystemen, die nicht allzuweit von der Erde entfernt sind) - die Rationalisierung
bis jetzt konnte nur sein, daß die Rigellianer das Rigel System vor einiger Zeit
besiedelt haben, eine sehr resistente Physiologie besitzen, eine "Außenseiter"
Spezies der Föderationsfamilie sind usw.
Trotzdem ist es nicht notwendig, und auch nicht vernünftig, diese Neubewertung in allen Fällen zu machen, in denen Rigel erwähnt und / oder eine wichtige Rolle gespielt hat. In der Tat wird das Rigel Problem am besten gelöst, in dem man annimmt, daß beide "Rigels" bei Star Trek Erwähnung gefunden haben. Zum Beispiel erwähnte in [TOS] Die Frauen des Mr. Mudd Kirk explizit, daß der in dieser Episode besuchte Planet (Rigel XII) sich am Rande des Föderationsgebietes befindet und nur selten von Raumschiffen aufgesucht wird, wobei sein Schiff letztendlich aus dem Orbit zu fallen droht - nicht sehr glaubwürdig, wenn dieses Rigel jenes wichtige System mit zahlreichen Kolonien, der Heimatwelt der Rigellianer usw. ist, welches in vielen anderen Fällen erwähnt wurde. Somit können wir hier sicher annehmen, daß dieses "Rigel" unser Rigel ist. Wenn wir darüber nachdenken, läßt sich auf diesem Wege auch die wissenschaftliche Unglaubwürdigkeit minimieren, in dem wir scheinbar nahe, eine wichtige Rolle spielende M Klasse Welten in das "Rigel" System und alle andere in (unser) Rigel System packen - was dann auch erklärt, wie sich so viele bewohnbare Planeten (bis jetzt acht, welche in über ein dutzend Episoden erwähnt wurden) in einem einzigen planetaren System befinden können.
Zurück zu Qo'noS
Nun, da wir "Rigel" als ein uns unbekanntes Planetensystem mit einer Entfernung von 15+x Lichtjahren enttarnt haben, kann Qo'noS natürlich an einem beliebigen Punkt zwischen dieser Entfernung und vielleicht 50 Lichtjahren als "akzeptable" Entfernung, welche ich vor "Broken Bow" als "gerade noch sicheres Minimum" gewählt hätte (siehe auch den Abschnitt zur Operationsreichweite), liegen. Wie wir herausgefunden haben, läßt sich aber die erste Reise der Enterprise sowieso nur mit Hilfe von gewagten (aber trotzdem nicht unbedingt dem "Bildschirmbeweis" widersprechenden) Zusatzerklärungen wie den "Subraumschnellstraßen" auf hinlänglich wissenschaftliche Weise erklären (was dann das geschilderte Szenario durch Cochrane Faktor Anstiege um 1500 bis 5000 Prozent erlauben würde).
Interessanterweise widerspricht eine solch geringe Entfernung trotzdem nicht unbedingt der Tatsache, daß die späteren Serien (TNG und DS9) die klingonische Heimatwelt, und das ganze Klingonische Imperium, weiter weg plaziert haben, so daß z.B. Verstärkungen jedes Mal eine längere Zeit brauchten (wie in [DS9] Der Weg des Kriegers und [DS9] Sieg oder Niederlage? gesehen). Wenn wir uns erinnern, wurde in Star Trek VI, was ja ironischerweise auch der erste Fall war, der eine extrem geringe Reisezeit zwischen Erde und Qo'noS verlangt hatte, eine Evakuierung und Umsiedlung der Klingonen, die auf diesem Planeten leben, verlangt, sollte doch durch den Praxis Zwischenfall die Heimatwelt innerhalb von 50 Jahren unbewohnbar sein. Deshalb könnte das Qo'noS, das bei "Enterprise" und in den TOS Filmen eine Rolle spielt ein ganz anderes als der Planet sein, den wir in TNG und DS9 gesehen haben. Selbst wenn wir berücksichtigen, daß sich in 200 Jahren natürlich viel verändern kann, scheinen tatsächlich Bildschirmvergleiche von Himmel und Planetenfarbe diese Idee zu unterstützen, wie die nachfolgenden Bilder zeigen.
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