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126. Die Zähne des Drachen



Allgemeines
Originaltitel Dragon's Teeth
Produktionsnummer 226
Erstausstrahlung USA 10.11.1999
Erstausstrahlung BRD 24.11.2000
 
Regie Roxann Dawson
Drehbuch Robert Doherty
Story Andre Bormanis
 
Story
Sternzeit 53167.9
Nachdem die Voyager in einen Subraumkorridor geraten ist, wird sie nach 200 Lichtjahre Reise von den Turei befreit. Zurück im Normalraum zeigt sich, daß die Turei dies nicht aus Hilfsbereitschaft getan haben: diese besitzergreifende Spezies erhebt Anspruch auf den "Unterraum" und duldet selbst das Wissen um ihr Subraumkorridornetz nicht. Infolgedessen greifen sie die Voyager an, die den Schiffen der Turei unterlegen ist, aber vorerst entkommen kann, indem sie auf einem radioaktiv verseuchten Planeten landet, auf dem vor fast 900 Jahren eine ganze Zivilisation ausgelöscht worden ist. Bald entdeckt die Crew aber, daß einige tausend Mitglieder der Vaadwaur genannten Spezies in Stasiskammern überlebt haben. Angesichts der aussichtslosen Situation weckt die Crew einige von ihnen auf. Man erfährt, daß die Vaadwaur einst die mächtigste Spezies im Quadranten war und die eigentlichen Erbauer des Korridornetzes sind. Gemeinsam will man gegen den Feind - die Turei - vorgehen - doch ahnt die Crew der Voyager nicht, daß die Vaadwaur eine ebenso gefährliche und gewalttätige Spezies ist ...
 
Darsteller
Gedrin Jeff Allin
Gaul Robert Knepper
Morin Ron Fassler
Jisa Mimi Craven
Turei Captain Bob Stillman
Naomi Wildman Scarlett Pomers
 
Bewertung
Die Vaadwaur - sicher der größte Pluspunkt der spannungsgeladenen Episode "Die Zähne des Drachen". Die schon vom Aussehen her imposante, kobraähnliche Spezies ist die wohl interessanteste außerirdische Rasse, die wir seit langem bei Star Trek: Voyager gesehen haben, und die Prämisse der Geschichte, sie zu mächtigen Invasoren zu machen, deren Blütezeit jedoch schon Äonen zurückliegt und die nun, in einem sich vollständig gewandelten Quadranten, den Neuaufbau ihres Reiches planen, birgt eine Menge Potential. Dieses weiß die Episode meistens auch angemessen zu nutzen. Obwohl "Die Zähne des Drachen" eine eher aktionsorientierte Folge mit beeindruckenden Produktionswerten ist, nimmt sie sich - zumindest anfangs - die Zeit, die Hintergrundgeschichte der Vaadwaur Schritt für Schritt aufzubauen. Charakter und Psychologie der Vaadwaur werden erforscht, um der unbekannten   Spezies ein Gesicht zu geben. Äußerst raffiniert wird aus anfänglichen Vermutungen und Andeutungen, die sich mehr und mehr verdichten (die den Cardassianern nicht unähnliche Physiologie der Vaadwaur, Gedrins herzloser Umgang mit dem Tod seiner Frau, Gauls Interesse fürs Klingonische, die Weise, wie die Vaadwaur-Kinder laut Naomi über die Talaxianer reden, und schließlich die merkwürdige Bedeutung des Wortes "Vaadwaur" - töricht) die wahre Natur der Alliierten immer ersichtlicher - bis Neelix durch eine Computeranalyse in einer sicher unerwarteten Auflösung die Gewißheit bringt. Aus einem Akt des Mitgefühls, den diesmal Seven begehen durfte (aufgrund eines durchaus überzeugenden Motivs - dem Wunsch, Menschlichkeit zu zeigen, wie er schon in "Eine" oder "Die Drohne" ersichtlich wurde), wird so die törichte Öffnung der Büchse der Pandora. Diese Geschichte der griechischen Mythologie paßt wohl ebenso zur Handlung wie Chakotays "Zähne des Drachen", wäre aber wahrscheinlich zu offensichtlich gewesen. Auf jeden Fall ist Chakotays "Märchenstunde" ein weiteres lobenswertes Detail, das zuletzt in "Skorpion" einbezogen wurde. Leider ist die Zeit das Problem, das gegen die Episode und die weitere Berücksichtigung von Details arbeitet. So bleibt im Finale, das mit sehr viel Aktion und schnellen Szenenwechseln die festgefahrene Situation, in der sich die Voyager befindet, auflöst, einfach keine Zeit mehr für tiefgründige Charaktermomente. Alles wirkt ein wenig gedrängt, und die Handlung weist zunehmend Lücken auf: Gedrins Schritt, nicht die Fehler der Vergangenheit fortzusetzen, sind sicher ein interessantes Element, doch erscheint es fraglich, ob er wirklich so bereitwillig die wenigen Überlebenden seiner Zivilisation von ihren Todfeinden dezimieren lassen würde. Das ist ein wenig zu gefällig, und wirkt wie andere Aspekte des Finales konstruiert zugunsten einer schnellen Auflösung der Geschichte. Eine eingehendere Erforschung des Konflikts zwischen den "Konservativen" und Vaadwaur wie Gedrin wäre sicher lohnenswerter gewesen, möglicherweise sogar ein erneutes Umschwenken Gedrins, doch für eine derartige Entwicklung bleibt kein Platz in den letzten Minuten der Handlung. Hier wird ersichtlich, daß die Episode als Zweiteiler (wie ursprünglich geplant) die Grundidee und ihr Potential weitaus besser hätte ausnutzen können. Trotz dieser Schwierigkeiten ist "Die Zähne des Drachen" eine überzeugende Stunde Unterhaltung - eine Episode, die sowohl in Bezug auf die Handlung selbst als auch ihre Elemente (also die Vaadwaur, ihre Geschichte und Natur) von der ersten bis zur letzten Minute spannend ist, und dabei meistens die nötige Tiefe und Charakterkontinuität  nicht missen läßt. Auf jeden Fall konnten die Autoren zeigen, daß ihnen die innovativen Ideen noch längst nicht ausgegangen sind. Was die Vaadwaur angeht - am Ende kommt Captain Janeways Vorahnung dem geneigten Zuschauer durchaus nicht unwillkommen: "Wir werden Sie sicher wiedersehen ..."

 
Zitate
Morin: "Ich habe Ihre Datenbank studiert. Die Klingonen sind eine noble Rasse."
B'Elanna: "Sie haben ihre Momente."
Morin: "Als Kinder wurde uns gelehrt, uns jede Nacht vor dem Einschlafen eine andere Art zu sterben vorzustellen."
B'Elanna: "Ich mache es mir lieber mit einem guten Buch bequem."
Seven: "Als Drohne half ich, viele Zivilisationen zu assimilieren. Nun habe ich die Gelegenheit, dabei zu helfen, eine wiederaufzubauen. Ich finde diese Erfahrung... befriedigend."
 
Logbuch des Captains
Logbuch des Captains, Nachtrag. Wir haben fast 200 Vaadwaur wiederbelebt und treiben unsere unerwaretete Allianz foran.
Logbuch des Captains, Sternzeit 53167.9. Nach zwei Tagen gibt es kein Zeichen von den Vaadwaur oder Turei. Jedoch hat Seven of Nine eine beunruhigende Entdeckung gemacht.
 
Star Trek Datenbank
"Vaadwaur" ist ein alt-talaxianisches Adjektiv, das "dumm",  "tollkühn", "blind" und "schwachsinnig" bedeutet und sich auf die Zivilisationen, die sich mit einer aggressiven Rasse wie der gleichnamigen Spezies einläßt, bezieht. Das erste mal tauchte das Wort in Eldaxons gesammelten Volksmärchen auf, im Jahr 5012 des neuen talaxianischen Kalenders. Zu den Werken, in denen das Wort vorkommt, gehören "Der Dämon mit der goldenen Stimme" und  "Die Geschichte von dem tödlichen Fremden".
Vor 900 Jahren waren die Vaadwaur die mächtigste Spezies im Deltaquadranten, mit einer fortgeschrittenen Kultur und überlegener Technologie. Als eine Kriegerrasse trainierten die Vaadwaur bereits ihre Kinder darauf, dem Tod mit Gelassenheit entgegenzusehen. Die Vaadwaur beanspruchten ein riesiges Subraumkorridornetz, das sie in jahrhundertelanger Arbeit kartographiert hatten und das sie zu den entferntesten Planeten brachte. Sie nutzten dies jedoch nicht nur für friedliche Zwecke, sondern auch, um wehrlose Planeten überraschend anzugreifen und zu unterwerfen. Deshalb wurden die Vaadwaur von hunderten von Spezies gefürchtet oder gehaßt.
Die Vaadwaur kämpften vor 892 Jahren auf ihrem Heimatplaneten ihr letztes Gefecht gegen die Turei und etwa ein dutzend anderer Rassen, die sich gegen die besitzergreifende Spezies verbündet hatten. Dabei wurde die Oberfläche des Planeten durch Orbitalbombardements verwüstet, fast die gesamte Zivilisation ausgerottet und der Planet in einen Zustand des nuklearen Winters versetzt. Aufgrund extrem hoher Gammastrahlungswerte wird der Planet deshalb noch für Jahrhunderte unbewohnbar bleiben.
Als die Zilivisation der Vaadwaur, die ehemals eine Bevölkerung von 6 Milliarden aufwies, vor der Ausrottung stand, wurde ein einzelnes Batallion, bestehend aus etwa 600 Vaadwaur, und ihre Familien in Stasiskammern eingefroren und 73 mit Partikelwaffen ausgerüsteten Angriffsschiffen, Landfahrzeugen und Waffen eingelagert mit der Absicht, die Vaadwaur Kultur nach 5 Jahren wiederaufzubauen. Man plante, irgendwo auf einem unbewohnten Planeten eine neue Kolonie zu starten, neue Alliierte zu finden, schließlich die ehemals von den Vaadwaur besiedelten Planeten zurückzuerobern und das Imperium wiederaufzubauen.
Vor 900 Jahren, zur Blütezeit der Vaadwaur Kultur, war das Borgkollektiv noch völlig unbedeutend und hatte nur eine Handvoll Spezies assimiliert, während es sich heute fast über den ganzen Deltaquadranten ausgebreitet hat. Die Erinnerung des Kollektivs selbst an diese Zeit ist nur fragmentarisch.
Zu den neuen Wohnorten, die die Vaadwaur in Betracht ziehen, gehören: der Sternencluster im Raumgitter 1421, in dem die Hälfte der Planeten bewohnbar ist, die aber inzwischen vom Borgkollektiv besiedelt wurden und eine ehemalige Kolonie nahe dem Binärstern im Raumgitter 315, der jetzt aber zum Devore-Imperium gehört.
Das Devore-Imperium ist ein fremdenfeindliches, autoritäres Regime, das 11 Planetensysteme in 3 Sektoren beansprucht.
 
Background
Die Prämisse der Geschichte, einen mächtigen Feind in Kryostase ohne Wissen über sein tatsächliches Wesen wieder zum Leben zu erwecken, stammt noch aus der klassischen Star Trek Serie: in der Episode "Der schlafende Tiger" entdeckte die Enterprise-Crew ein jahrhundertealtes Schläferraumschiff und erweckte die eingefrorene Besatzung wieder zum Leben, ohne zu ahnen, daß es sich um einstmals verbannte, genetisch veränderte Supermenschen handelt.
Auch die Idee, sich zum Überleben während schwieriger Zeiten in Kryostase zu begeben, wobei durch technisches Versagen die tatsächliche Stasezeit beträchtlich über der beabsichtigten liegt, wurde bereits angewendet: während hier die Vaadwaur den unmittelbaren Angriff und mögliche weitere Aktionen der Turei-Allianz überstehen wollten, war es in "Das Ultimatum" eine natürliche Umweltkatastrophe (Zerstörung der Biosphäre aufgrund erhöhter solarer Aktivitäten), die die Kohl zu dieser drastischen Maßnahme veranlaßte. Während allerdings die Kohl "nur" 4 Jahre zu lange schliefen (19 statt 15 Jahre), sind es in "Die Zähne des Drachen" satte 887 Jahre mehr (892 statt 5 Jahre). Weitere Episoden, in denen Kryostase eine wichtige Rolle spielte, waren "Die 37er", "Eine" und als einer der ersten die TNG-Folge "Die neutrale Zone" (wieder mit den in TOS eingeführten "Schläferschiffen").
Die 892 Jahre könnten ein Insider-Joke in Bezug auf die klassische Episode "Brot und Spiele" sein. Diese spielte auf dem Planeten 892-IV. Die Anzahl der Vaadwaur, die vor dieser Zeit auf ihrem Heimatplaneten lebten, entspricht dabei der Anzahl an Menschen, die zum Zeitpunkt der amerikanischen Erstausstrahlung (November 1999) etwa auf der Erde lebten: 6 Milliarden. Und die Anzahl der Vaadwaur, die aus der Kryostase erweckt wurden, entspricht wiederum der Einwohnerzahl auf Ba'ku aus "Star Trek: Der Aufstand" (600), was aber sicher nur ein Zufall ist ...
Zum zweiten Mal wird der Heimatplanet der Talaxianer fälschlicherweise als "Talaxia" bezeichnet (erstmals in "Dame, Doktor, As, Spion"). In allen anderen Episoden hieß er "Talax". Es könnte natürlich sein, daß beide Formen von den Talaxianern verwendet werden, allerdings ist in der folgenden Episode "Ein kleiner Schritt" schon wieder von "Talax" die Rede.
In der Episode selbst erfahren wir wenig über die angeblich veraltete Technologie der Vaadwaur, aber frühen Pre-Air-Informationen zufolge charakterisierten die ersten Scripts die Vaadwaur als "die Borg ihrer Zeit, ausgestattet mit Schiffen, die mit Projektilwaffen bestückt waren und maximal Warp 2 erreichen konnten". Diese Angaben stammen übrigens von Brannon Braga. Dieser gab die Stasezeit auch noch mit "500 Jahren" an, während die ursprüngliche Storyidee (Titel: "5000 Years") sogar fünf Jahrtausende vorzusehen schien.


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