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128. Die Voyager-Konspiration



Allgemeines
Originaltitel The Voyager-Conspiracy
Produktionsnummer 229
Erstausstrahlung USA 24.11.1999
Erstausstrahlung BRD 2000
 
Regie Terry Windell
Drehbuch Joe Menosky
 
Story
Sternzeit 53329
Seven of Nine hat ihren Alkoven um eine kortikale Verarbeitungs-Untereinheit erweitert, ein Gerät, das auf Borgschiffen Drohnen mit neuassimilierten Daten versorgt. Seven will es verwenden, um die gigantischen Datenmengen, die die Voyager in den vergangenen 5 Jahren gesammelt hat, zu assimilieren und auch zu interpretieren, während sie sich regeneriert. Eine erste Demonstration ihrer neugewonnen Fähigkeit, die auf den ersten Blick zusammenhangslosen Informationen zu einer gewagten Theorie zu verbinden, die sich trotzdem als richtig erweist, überzeugt die Crew vom Nutzen der Vorrichtung. Kurz darauf werden Gravitonfluktuationen entdeckt, die von einem  "Raumkatapult" stammen, welches von einem Fremden namens Tash gebaut wurde, um nach Hause zu gelangen. Die neugewonnenen Daten über das Katapult werden von Seven mit Hilfe ihres Kortikalprozessors analysiert. Doch die Flut von Informationen, die damit zusammenhängen, bewirken  aufgrund Sevens menschlicher Physiologie ein Chaos in ihren synaptischen Bahnen. Letztendlich führt das dazu, daß sie paranoide Verschwörungstheorien entwickelt, die das Katapult mit der Technologie des Fürsorgers und einem "Plan" Janeways bzw. Chakotays, sie im Deltaquadranten festzuhalten, in Verbindung bringen ...
 
Darsteller
Tash Albie Selznick
 
Bewertung
Viele Fans meinen, daß "Die Voyager-Konspiration" eine eher mittelmäßige, billig produzierte "Bottleshow" ist, die die hohen Standards an Qualität und Ausführung, welche die bisherigen Episoden der 6. Staffel in einer beispiellosen Abfolge exzellenter Geschichten gesetzt haben, bei weitem nicht erreichen kann.
Ich kann mich diesem Urteil nicht anschließen, im Gegenteil: allen Mängeln zum Trotz, die die Episode zugegebenermaßen hat, verkörpert sie für mich im besonderem Maße das, was ich bereits im Review zur vorherigen Episode ("
Ein kleiner Schritt") festgestellt habe: Star Trek Voyager hat das Niveau von der legendären Next Generation mit der 6. Staffel tatsächlich fast erreicht. Dabei meine ich weniger die Qualität (die - das dürfen wir nicht vergessen - auch in den letzten Staffeln von TNG nicht immer 100% war) denn die spezielle Atmosphäre, der sich mit dieser Serie und Star Trek im allgemeinen verbindet. Es ist der unerschütterliche (wenn auch unrealistische) Roddenberry'sche Optimismus, die Vision der Hoffnung und Zuversicht, der Glaube an die Möglichkeiten, die sich - trotz aller Gefahren - mit Forschung und Wissenschaft eröffnen, die "Die Voyager-Konspiration" in ihrer Grundstimmung vermittelt: Seven versucht, ihren Alkoven zu verbessern, um die eigenen Möglichkeiten zu erweitern und der Crew zu helfen. Das sie dabei an ihre eigenen Grenzen stößt, die ihr nun, da sie mehr Mensch als Borg ist, weit enger gesetzt sind als früher, als sie noch die der Perfektion sehr nahen Drohne war, ist tragisch, aber was vor allem zählt, ist der bloße Wille, der Versuch, voranzukommen. Chakotay möchte einen nicht unwesentlichen Abstecher zu einem Nebel machen ("Wir sind doch Forscher"), der nüchtern betrachtet wohl kaum von Interesse wäre, doch sein Wille zur Erforschung wird gleichwohl belohnt: das "Weltraumkatapult" wird entdeckt. Dabei ist trotz aller Verwicklungen der "Außerirdische der Woche" kein hinterhältiger Verbrecher, nur ein freundlicher Weltraumreisender, der während seiner Forschungen einen Rückschlag erlebte, aber trotzdem nicht aufgegeben hat. Letztendlich führt sein Optimismus zum Erfolg - er kommt noch Hause. Auch die Crew der Voyager, die hier einmal als eine wirkliche Familie im Stil der "Next Generation", als eine Gemeinschaft von Freunden, nicht Konkurrenten oder Feinden, erscheint (Janeway und Chakotay beim gemeinsamen Essen, Seven und Naomi, Chakotay und B'Elanna, Janeway und Seven ...), wird letztendlich mit einer Verkürzung ihrer langen Reise belohnt: Sevens paranoide "Verschwörungstheorien" mögen ihren Glauben an die gute Sache (und an sich selbst) zeitweilig unterlaufen, doch ihr Scheitern (eben durch das Vertrauen von Janeway in Chakotay, das nie wirklich aufhört, oder Janeways Verständnis für Seven) beweist doch umso mehr dessen Stärke. So betrachtet erscheinen die Theorien symbolisch als all die Zweifel, die sich an den Roddenberry'schen Motiven der Crew - ihrem Edelmut, die Aufrichtigkeit und der unbedingte Glaube an ein Erreichen des Ziels (ob nun physisch und abstrakt) - ergeben. Das wirklich entscheidende ist, das sie sich am Ende als unwahr herausstellen, egal, wie unsinnig und unrealistisch sie schon von Anfang an geklungen haben mögen. Worum es mir in Hinblick auf Episoden wie "Die Voyager-Konspiration" vor allem geht: als Star Trek Fan, der die Saga wirklich verstehen will, muß man sich eines auf jeden Fall vor Augen führen - Star Trek ist eine durch und durch unglaubwürdige Serie, ebenso wie die damit verbundene Vision. Immer, wenn Star Trek nun versucht hat, realistisch zu sein (mit realistisch im Sinne von "bodenständig mit der Erfahrenswelt der Gegenwart verbunden"), schien ein Teil der Essenz zu fehlen - unabhängig davon, ob die Geschichten nun erstklassig geschrieben und umgesetzt wurden (viele späte Episoden von Star Trek: Deep Space Nine) oder sowieso schon von mangelnden Qualität waren (wie "Equinox II"). Bei Star Trek geht es nicht um Realismus, sondern um eine von Optimimismus und Idealismus geprägte Utopie. "Die Voyager-Konspiration" verdeutlicht  diese Vision im besonderen Maße (wie obige Beispiele zeigen), und deshalb halte ich diese vergnügliche, harmlose kleine Geschichte für wesentlich besser als Episoden, die zwar im gleichen Maße oder weniger unglaubwürdig sind, aber eben jene Grundpfeiler vermissen lassen.
14.12.2000

 
Zitate
 
 
Logbuch des Captains
Logbuch des Captains, Nachtrag. Nach weiteren Tests haben wir das Katapult aktiviert und sind durch 30 Sektoren gerast. In weniger als einer Stunde haben wir unsere Reise um 3 Jahre verkürzt. Ich bin glücklich zu sagen, daß der Doktor Sevens Kortikalprozessor repariert hat und sie an ihre Pflichten zurückgekehrt ist.
 
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