Allgemeines
Originaltitel |
Bliss |
Produktionsnummer |
209 |
Erstausstrahlung USA |
10.02.1999 |
Erstausstrahlung BRD |
23.06.2000 |
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Regie |
Cliff Bole |
Drehbuch |
Robert J. Doherty |
Story |
Bill Prady |
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- Story
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- Darsteller
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- Bewertung
- Zweifellos ist "Euphorie" eine
interessante, mitreißende, wunderschön in Szene gesetzte Abenteuerepisode - eine
Episode, die in erster Linie Spaß machen und unterhalten soll. Trotzdem ist die Story
meiner Meinung nach weder oberflächlich noch blutarm, sondern kann einige gewichtige
Themen vorweisen.
Zunächst einmal ist "Euphorie" grundsätzlich eine Heimreise-Geschichte - jene
Art von Story, die so typisch für Star Trek: Voyager ist, da sie direkt mit der Prämisse
der Serie zusammenhängt, und vor allem am Anfang des öfteren genutzt wurde ("Das Nadelöhr", "Das oberste Gesetz")
Jedoch - die Anzahl solcher Episoden ist im Laufe der Staffeln immer weiter reduziert
worden, und das mit gutem Grund. Die Heimreise-Story als solche ist viel zu vorhersehbar
und durchschaubar - von Anfang an muß dem Zuschauer klar sein, daß, um es mal mit "Gilligan's Insel"
zu vergleichen, die Crew "die Insel nicht verlassen wird", egal wie groß die
Anstrengungen sind und wie trügerisch nah die Heimat schon zu sein scheint - am Ende wird
man immer scheitern. Der Grund: die Trennung der Voyager von der Heimat ist nun mal das
zentrale Thema der Serie, und sie wäre nicht mehr dieselbe (wenn nicht gar vorzeitig zu
Ende), wenn man vor den letzten paar Episoden der finalen Staffel die Crew nach Hause
schicken würde - das haben Produzenten und Fans gleichermaßen immer wieder eingestanden
. Wir alle wissen, was mit "Superman" passierte, nachdem Lois von Clarks wahrer Identität
erfuhr und die beiden schließlich sogar heirateten: die Spannung war weg, die Geschichten
wurden oberflächlich und als unweigerliche Konsequenz gingen die Quoten in den Keller.
Die Autoren von "Star Trek: Voyager" scheinen sich mittlerweile dieses Dilemmas
bewußt zu sein (auch wenn seitens Paramount - wohl aus Promotiongründen - besonders zum
Ende der Staffeln hin immer wieder Heimreisegerüchte auftauchten und noch auftauchen
werden), so daß sie sich in "Euphorie" gar nicht erst bemühen, dem Zuschauer
etwas vorzuspielen, was sich am Ende sowieso als falsch herausstellen würde. Hier liegt
die große Stärke der Episode, denn allein aufgrund der Bedienung üblicher
"Heimreise-Klischees" (auf die "Harry-ist-ganz-außer-sich" Szenen
wurde glücklicherweise dieses Mal verzichtet) und der großen Ähnlichkeit zu "In Furcht und Hoffnung", was die Art der intendierten Heimreise anbetrifft (in beiden
Fällen erliegt die Crew beinahe einer cleveren Täuschung), bleibt der Episode nur ihr
origineller Plot, um Punkte beim Publikum zu erzielen. Und dies gelingt der Folge in der
Tat - hier wird wirklich nur die Crew der Voyager getäuscht, nicht aber der Zuschauer.
Letzterer weiß von Anfang an, daß das ganze eine Falle ist und die Möglichkeit einer
Heimreise grundsätzlich gar nicht besteht (im Gegensatz zum Finale der 4. Staffel, wo man
unter anderen Umständen durchaus mit der Dauntless hätte zur Erde reisen können). Denn
er sieht schon zu Beginn den außerirdischen Captain (Qatai) und das riesige Raumwesen, er
erlebt die anfängliche Skepsis der Crew und erfährt von den Ungereimtheiten - kurzum, er
sieht das ganze aus einem objektiven Standpunkt und ist damit nach dem überraschenden
"Sinneswandel" eines Großteils der Besatzung ihr gegenüber bis zur Auflösung
der Geschichte im Vorteil. Statt den Zuschauer also im Ungewissen zu lassen und dieses
Nicht-Wissen gegen ihn auszuspielen, konzentriert sich "Euphorie" stattdessen
auf die Darstellung des "Wie" und des "Warum" - warum kann
die Crew nicht nach Hause kommen und wie wurde sie getäuscht? Dieser Part ist
sowieso wesentlich interessanter, auch wenn wir eine derartige Handlung in ähnlicher Form
schon einmal gesehen haben (in "Rätselhafte Visionen",
wo die Crew ebenfalls ihren Träumen erlag, bewußtlos wurde und somit einem fremden
Wesens schutzlos ausgeliefert war).
Wenn der Zuschauer (zugegebenermaßen durch etwas profundere Einblicke) aber den
Schwindel so leicht durchschauen kann, wieso ist dann die Crew in der Geschichte so
anfällig dafür? Die Erklärung ist gleichermaßen simpel und plausibel. Der Wunsch nach
einer Rückkehr nach Hause ist der gemeinsame Nenner, der die Crew, welche anfangs
aufgrund ihrer nicht unproblematischen Zusammensetzung aus Maquis und Föderationsbürgern
noch so uneinig in ihren Standpunkten, Ansichten und Zielen ist, zusammengebracht hat,
über Jahre hinweg ob der Schwierigkeiten und Opfer zusammengehalten und zu einer großen,
multikulturellen Familie gemacht hat. Nur durch Kombination der Ressourcen, mit vereinten
Kräften, durch einen gemeinsamem Glauben an das Unmögliche, hinter dem alle
persönlichen Interessen und Ziele zurücktreten müssen, konnte die Mannschaft
überleben, ohne die Hoffnung und Zuversicht zu verlieren, doch dies wird ihr hier zum
Verhängnis. Angesichts der Tatsache, daß die Crew schon einmal zu oft auch ohne äußere
Einflüsse ein Opfer ihrer Hoffnungen geworden ist ("Das oberste
Gesetz"), erscheint das Raumwesen, welches die geheimsten Sehnsüchte der
Menschen erkennt und diese sogar scheinbar (d.h. im Geist) erfüllen kann, als die
ultimative Falle für die Besatzung. Dabei weiß vor allem die subtile Differenzierung der
Wünsche der einzelnen Besatzungsmitglieder zu gefallen, welche ja trotz des "großen
Ziels" nach wie vor bestehen und inbesondere in der Stunde der Heimkehr wieder
aktuell werden müssen. In diesem Zusammenhang spielen vor allem die Fragen "Was
bedeutet die Heimat für die Crew?" und "Wie definiert sich die Heimat?"
eine Rolle, wobei sich die Antworten in "Euphorie" exakt an die etablierte
Charakterisierung der Besatzungsmitglieder hält und somit zu früheren Episoden wie
"In Furcht und Hoffnung" oder "Jäger" eine hervorragende Kontinuität aufweist. Die
Darstellung der vermeintlich echten, durch das "Wurmloch" übermittelten
Sternenflottenbotschaften enthüllt dabei die innersten Sehnsüchte der Crew auf
trickreiche Weise und trägt so viel zur näheren Charakterisierung bei. So ist Janeways
Erfüllung in erster Linie natürlich, die Crew nach Hause gebracht und ihre angebliche
Schuld ("Nacht") beglichen zu haben, doch wartet als
persönlicher Bonus ihr Freund Mark auf sie, dessen bevorstehende Hochzeit mit einer
Kollegin ("Jäger") günstigerweise ins Wasser
gefallen ist. Dies offenbart, daß sie offensichtlich auch nach fünf Jahren noch sehr an
ihm hängt und erklärt, wieso sie sich mit neuen Beziehungen (allen voran mit Chakotay)
bisher so schwer getan hat ("Kontrapunkt" zählt hier
nicht, da ihr Flirt mit Kashyk durchaus ein Teil des Spiels gewesen sein könnte).
Stellvertretend für alle Maquis erhält Chakotay die Begnadigung durch die Föderation -
was jener Teil der Crew wohl als Voraussetzung für den Fall einer Heimkehr ansieht (was
wollen sie auf der Erde, wenn sie ihre Freiheit nicht behalten?). Selbst Tuvok gerät in
den Bann des Wesens, obwohl er nicht von der Erde stammt - denn auch er hat eine starke
Bindung zur Heimat: an seinen nahe der Erde gelegenen Heimatplaneten Vulkan, aber vor
allem an seine Frau und seine Kinder, wie wir hier sehen und bereits in der letzten
Episode ("Schwere") erfahren haben. So hat jedes
Besatzungsmitglied einen eigenen, ganz speziellen Grund, dem Vorgetäuschten leichtfertig
Glauben zu schenken und den freien Willen aufzugeben, um sich dem Wesen auszuliefern. Nun,
fast jedes Crewmitglied. Denn im gleichen Kontext macht es andererseits ebenfalls perfekt
Sinn, daß einige Besatzungsmitglieder nicht durch die neurogenischen Kräfte des
Wesens beeinflußt, zu Marionetten entmündigt und schließlich ganz ausgeschaltet werden,
ganz einfach, weil sie gar keine Bindung zur sogenannten "Heimat" haben. Dies
betrifft in erster Linie natürlich Seven, welche durch ihre Geburt in einer
Föderationskolonie("Die Gabe"), ihre ständigen
Reisen mit ihren Eltern durch unerforschte Gebiete fernab der Heimat, aber vor allem durch
ihre Assimilation in frühen Jahren, ihr Aufwachsen im Borgkollektiv im Deltaquadranten
und ihre Zeit auf der ebenfalls in diesem abgelegenen Teil der Galaxis gestrandeten
Voyager nach ihrer Deassimilation sich nicht nur nicht an diese ferne Heimat erinnern
kann, sondern sogar Angst davor hat, dorthin zurückzukehren und als fast-menschliche
Drohne unter Milliarden von Menschen zu leben. Hier schlägt "Euphorie" auf
exzellente Weise einen Bogen zu "Flaschenpost" und
"In Furcht und Hoffnung", die diese Furcht
ebenfalls thematisierten. Ein weiterer Grund für ihr Unbehagen könnte der Groll sein,
den sie gegen ihre Eltern und alles, wofür sie stehen, hegt, wie es besonders im
nachfolgenden Zweiteiler ("Das ungewisse
Dunkel") verdeutlicht werden wird. Vielleicht ist es aber auch die ihr
zueigene, durch die Borg erlernte völlige Rationalität und Objektivität, oder eine
Mischung aus allen Gründen, die ihr die einzigartige Immunität gegenüber dem Wesen
verleiht. Auch Naomi Wildman ist immun, aus nicht so prägnanten, aber doch ähnlichen
Gründen, hat sie doch ihr gesamtes bisheriges Leben auf der Voyager verbracht, wo sie
auch geboren wurde ("Die Verdopplung"), wobei sie
"die Heimat" allenfalls aus den Erzählungen ihrer Mutter und ein paar
Holoprojektionen kennt. Als Hybrid ist ihre Bindung zur Erde letzten Endes wahrscheinlich
nicht stärker und nicht schwächer als zur Heimat ihres anderen Elternteils (Katurus,
gezeigt in "Icheb"). Somit hängt das Schicksal der
Voyager und ihrer Crew, nachdem diese außer Gefecht gesetzt worden ist und ihrem
Verderben entgegensieht, von diesem ungleichen Paar ab, welches durch den Doktor als
naturgemäß immunes Hologramm, das einmal mehr die Chance erhält, über seine
Programmierung hinauszugehen und seine vielseitigen Qualitäten zu beweisen, und den
"hiesigen Monsterexperten", der nicht ganz so tiefgründig und detailgenau
charakterisiert wird, aber als das Ebenbild des besessenen, von einer ganz speziellen
Euphorie getriebenen Captain Ahab aus "Moby Dick"
trotzdem sehr glaubwürdig erscheint, zu einem noch ungleicherem Quartett wird, das trotz
alledem am Ende Erfolg hat, allein dadurch, daß es sich seinen objektiven,
selbstbestimmten Standpunkt bewahren kann.
Denn letztendlich ist dieses telepathische Suggestionen aussendende, kilometergroße
Raummonster gar nicht so phantastisch, denn in gewisser Weise gibt es jenes Wesen
tatsächlich: es ist in uns (wenn auch in weniger extremer und dominanter Weise), als
physisch nicht existentes, aber auf mentaler Ebene doch vorhandenes Verlangen, als nagende
Sehnsüchte und Wünsche, als unerfüllte Träume, die unsere Objektivität beeinflussen
und uns zu den psychisch fremdbestimmten Wesen machen, die wir nun mal sind. Einen
"freien Willen" gibt es doch eigentlich gar nicht, da wir uns selten von völlig
rationalen Überlegungen leiten lassen und stattdessen auf unsere Gefühle vertrauen, die
uns eben auch täuschen und in die Irre führen können. Seien wir mal ehrlich: Wie oft
erliegen wir falschen Hoffnungen, ignorieren blind die Realität und verlieren den klaren
Verstand durch den Glauben an unsere eigene kleine, perfekte Idealwelt, die wir uns
in unserem Geist errichtet haben? Das Raumwesen ist am Ende nur ein Konstrukt, ein
Katalysator für die verschiedensten Wünsche, sei es ein grüner, paradiesgleicher Planet
(die Nokaro-Crew), ein schneller Weg nach Hause und die Erfüllung aller persönlichen
Wünsche und Karrierepläne (die Voyagercrew) oder gar der Tod des Wesens (in Bezug auf
dieses Verlangen sind sowohl Seven als auch Qatai beinahe einmal den Kräften des Wesens
erlegen). Auch hier trifft zu, was in der letzten Episode von dem vulkanischen Meister
gesagt wurde: Gefühle sind eine mächtige, aber auch sehr gefährliche Eigenschaft. Doch
unweigerlich muß man ergänzen: würden wir nicht gelegentlich von Euphorie überkommen
werden und an etwas phantastisch anmutendes, objektiv gesehen so gut wie unmögliches
glauben, wären wir wohl keine Menschen, sondern geistlose Maschinen, und würden am Ende
nur halb so viel erreichen. Verrückte Träume haben schon immer unsere Phantasie
beflügelt und sind oftmals gegen alle Wahrscheinlichkeiten Realität geworden: das
Fliegen, Energiegewinnung aus dem Atom, Reisen zum Mond. Die Vorstellungskraft ist der
wichtigstes Motor unserer sozialen und wissenschaftlich-technischen Evolution - und dies
ist doch allemal ein paar gelegentliche Fehltritte und geistige Verirrungen wert. Der
feste Glaube an die mehr als unwahrscheinliche Rückkehr der Voyager zur Erde in weniger
als einer Lebensspanne ist auch ein solcher Traum. Dies haben Seven und Naomi in der
letzten Szene erkannt, wenn sie, obwohl sie das gerade Erlebte doch eigentlich in ihrer
Ansicht bestärkt haben sollte, wie falsch der irrationale Glaube der Crew doch ist, sich
trotzdem eingestehen, daß die Erde einen Blick wert sein und sich die Hoffnung eines
Tages auszahlen könnte.
Alles in allem ist "Euphorie" eine sorgfältig inszenierte Stunde Star Trek, die
Themen von allgemeinen Interesse berührt und gleichzeitig zu unterhalten weiß -
eine seltene Mischung, die die Episode zu eine der vergnüglichsten in dieser Staffel
macht.
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- Zitate
Doktor: "Und wer könnten Sie sein? Der hiesige
Monsterexperte?" |
Doktor: "Ich bin so etwas wie ein Renaissance MHN." |
Seven (über
die Erde): "Und
vergrößert das Studieren dieses Bildes dein Verlangen, dorthin zu gelangen?"
Naomi: "Nicht wirklich."
Seven: "Ich stimme dir zu. Sie ist wenig
bemerkenswert."
Naomi: "Aber meine Mutter mag sie. Und sogar Neelix kann es
nicht erwarten, sie zu sehen. Somit denke ich, daß sie so schlecht nicht sein kann."
Seven: "Von der Entschlossenheit der Crew ausgehend, nach
Hause zurückzukehren, habe ich keine Zweifel, daß wir sie eines Tages selbst zu sehen
bekommen werden." |
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- Logbuch
Tägliches Logbuch, Seven of Nine. Während wir gescheitert sind, eine neue Quelle für
Deuterium ausfindig zu machen, hatte die Mission zumindest für ein Besatzungsmitglied
einen erzieherischen Wert. |
Logbuch des Captains, Sternzeit 52542.3.
Die Langstreckensensoren haben ein Wurmloch identifiziert, das zum Alphaquadrant führt.
Unglücklicherweise haben Folgescans enthüllt, daß es sich um eine Art ausgeklügelte
Täuschung handelt. Die Frage ist: wer versucht uns in die Irre zu führen, und warum? |
Logbuch des Captains, Nachtrag (Sternzeit
52542.4). Wir haben begonnen, schwache Telemetrie von unserer Sonde zu empfangen.
Ich möchte nicht die Hoffnungen der Crew unterstützen, aber B'Elanna denkt, es könnte
eine Nachricht von der Sterneflotte sein. Ich beginne mich zu fragen ob meine frühere
Skepsis gerechtfertigt war. |
Logbuch des Captains, Nachtrag (Sternzeit
52542.5). Ich habe einen Kurs zu dem Wurmloch gesetzt. Mit etwas Glück sollten wir
in ein paar Tagen zurück im Alphaquadranten sein. |
Logbuch des Captains, Sternzeit 52542.3.
Wir haben eine Reihe von Bojen ausgesetzt, um andere Schiffe vor dem bioplasmischen Wesen
zu warnen, und haben den Kurs nach Hause - unserem wirklichen Zuhause - wiederaufgenommen. |
-
- Star Trek Datenbank
Die Nokaro, ein
Kolonistenschiff dessen Besatzung hauptsächlich aus Familien besteht, kommt 2331 auf
ihrer Suche nach einer neuen Welt in Reichweite eines hundertausende Jahre alten
Raumwesens, das der Besatzung durch telepathische Beeinflussing vorspielt, ein grünes
Paradies zu sein. Zu spät erkennt die Crew der Nokaro die Wahrheit und das Schiff wird
samt Besatzung von dem Wesen verschlungen, bevor irgendjemand auf den abgesendeten Notruf
reagieren kann. |
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- Background
Folgende geheimen Sehnsüchte der Crew erkennt das Raumwesen und erfüllt sie
scheinbar durch die Vortäuschung von durch das Wurmloch gesendete Botschaften:
Captain Janeway erhält einen Brief von Mark, in dem sie erfährt, daß seine Verlobung
geplatzt ist und er damit wieder frei ist. Das ist ein kleiner Kontinuitätsfehler. Es
bezieht sich offensichtlich auf die Ereignisse in "Jäger",
wurde aber von den Autoren falsch recherchiert: damals erfuhr sie aus einer echten
Botschaft von Mark, daß er eine Kollegin bereits 4 Monate zuvor geheiratet hat -
da sieht man mal, wie sehr die Kräfte des Wesens dem logischen Verstand zusetzen, daß
Janeway diese kleine, aber feine Ungereimtheit nicht auffällt... Trotzalledem: es ist ihr
größter Wunsch, war doch Mark bereits in "Rätselhafte
Visionen" der Star ihrer Halluzinationen...
Chakotay erhält eine volle Begnadigung und Wiedereinstellung in der Sternenflotte. Als
wäre dies nicht genug, wird ihm auch noch eine Professur in Anthropologie an der
Sternenflottenakademie angeboten. Die Begnadigung bezieht sich zweifelsohne auf seinen
Status als Maquis, welche ja als gesetzlose, abtrünnige Föderationsbürger gelten und
verurteilt und in Straflager gesteckt wurden (zumindest jene, die überlebt haben; siehe
die entsprechende Bemerkung in "Jäger"). Auch die
Maquis der Voyagercrew müssen mit einer formellen Anklage bei ihrer Rückkehr rechnen,
falls man ihnen nicht wie hier aufgrund ihrer Leistungen Amnästie gewährt. Die
Wiedereinstellung Chakotays ist die Konsequenz aus der Bemerkung in "In Fleisch und Blut", er wäre 2368 aus der Sternenflotte
ausgetreten. Und die Professur in Anthropologie bezieht sich natürlich auf seine große
Leidenschaft, von der wir in "Vor dem Ende der Zukunft II"
erfuhren (dort sagte Chakotay auch, er würde gern an einer Universität lehren, wenn er
wieder auf der Erde wäre).
Neelix wird von der Sternenflotte (eigenartigerweise nicht von der Föderation, was das
einleuchtendere Prozedere wäre) zum Botschafter des Lan'tuan Sektors ernannt, der
anscheinend von Vierfüßlern bevölkert wird! (kleiner Scherz am Rande, liebe Autoren?)
Als Fast-Botschafter der Voyager (siehe "Makrokosmos"
und "In Furcht und Hoffnung") wäre dies natürlich
sein persönlicher Traum nach der Rückkehr in den Alphaquadranten.
Tuvok sieht in einer Halluzination seine Frau T'Pel wieder und verbringt mit ihr
einen (für vulkanische Verhältnisse) innigen, sehr persönlichen Moment. Dies scheint
die größte Sehnsucht des sonst so emotionslosen Vulkaniers zu sein, hatte er doch schon
in "Rätselhafte Visionen" eine ganz ähnliche Vision
mit seiner Frau (glücklicherweise von derselben Schauspielerin dargestellt!).
Und zuguterletzt bleibt auch Tom Paris nicht unbedacht, der ehemalige Rebell, der
ursprünglich gar nicht zurück nach Hause wollte ("Jäger").
Er erhält mal zur Abwechslung keinen Es-tut-mir-leid-Brief von seinem Vater, sondern ein
Job-Angebot, als Pilot in einem neuen Flugtestzentrum in Australien tätig zu sein.
Zweifellos eine große Sache für ihn, ist er doch ein Fan von Strand, Wellen und Sonne
(u.a. "Der Schwarm", "Das
andere Ego") sowie ein Liebhaber schneller, experimenteller Schiffe ("Vis à Vis" und in der sechsten Staffel "Alice"). |
Qatais jahrzehntelange Jagd auf das "Raummonster", sein Streben nach Rache
für den "Mord" an seiner Familie legt nahe, daß der Charakter eng an den
ähnlich besessenen Captain Ahab aus Herman Melvilles Klassiker "Moby Dick" angelehnt ist. Nicht nur erinnert das Innere des
Wesens verblüffend an das Innere eines Wals (wie auch immer das aussehen mag), auch die
subtile Bemerkung des Doktors "Einen Ishmael für ihren Ahab? Nein danke!"
auf das Angebot Qatais hin, ihn zu begleiten, bestätigt die beabsichtige Parallele.
Übrigens: auch Captain Picard wurde in "Star Trek: Der Erste
Kontakt" mit Captain Ahab verglichen, weil er sich an den Borg für seine
(seelische) Verstümmelung rächen wollte. Unnötig zu sagen, daß der Vergleich hier
wesentlich passender ist, aber letzten Endes verlieh die Referenz dem Kinofilm eine
großartige, tiefgründige Note. |
Die deutsche Synchronisation darf wieder mal mit zwei auffälligen Fehlern glänzen:
der Sinnentstellung, daß mit "Nokaro" ein Volk gemeint ist, und nicht ein
Schiff ("Es war dasselbe mit den Nokaro" statt "der
Nokaro"), sowie der völlig unsinnigen, wortwörtlichen Übersetzung von
"Renaissance-MHN" mit "wiedergeborenes MHN". Na ja, zumindest hat man
sich erinnert, wie man das englische "EMH" im Deutschen abgekürzt hat... |
In der deutschen wie in der englischen Version hat sich ein Fehler bei den Sternzeiten
eingeschlichen, wie unschwer in der Logbuch-Rubrik auf dieser Seite zu sehen ist: der
erste Eintrag vor dem Entdecken der Kreatur und der letzte Eintrag, nachdem die Voyager
entkommen ist, haben dieselbe Sternzeit, was nicht sein kann, da dazwischen sicher einige
Stunden vergangen sind, zumal bei der Recherche Sevens im Computerlogbuch eindeutig die
späteren Sternzeiten der Nachträge (supplementals) auf dem Bildschirm zu sehen sind! Es
ist anzunehmen, daß der Fehler bereits im Drehbuch vorkommt und nicht (wie etwa Sevens
berühmter Dreher in "Die Omega-Direktive") den
Schauspielern anzulasten ist. |
- Web-Referenzen
An Introduction to Moby Dick |
Diese tiefgründige Analyse untersucht insbesondere die Figuren Ishmael und Ahab in
Melvilles "Moby Dick". Nur etwas für Leute, die den Roman kennen und sich für
eine weitergehende Untersuchung interessieren. |
Summary of Moby Dick |
Für eine kurze Einführung in den eigentlichen Inhalt des Romans "Moby
Dick" ist diese Website besser geeignet. |
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