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107. Euphorie



Allgemeines
Originaltitel Bliss
Produktionsnummer 209
Erstausstrahlung USA 10.02.1999
Erstausstrahlung BRD 23.06.2000
 
Regie Cliff Bole
Drehbuch Robert J. Doherty
Story Bill Prady
 
Story
Sternzeit 52542.3
 
 
Darsteller
W. Morgan Sheppard Qatai
Scarlett Pomers Naomi Wildman
 
Bewertung
Zweifellos ist "Euphorie" eine interessante, mitreißende, wunderschön in Szene gesetzte Abenteuerepisode - eine Episode, die in erster Linie Spaß machen und unterhalten soll. Trotzdem ist die Story meiner Meinung nach weder oberflächlich noch blutarm, sondern kann einige gewichtige Themen vorweisen.
Zunächst einmal ist "Euphorie" grundsätzlich eine Heimreise-Geschichte - jene Art von Story, die so typisch für Star Trek: Voyager ist, da sie direkt mit der Prämisse der Serie zusammenhängt, und vor allem am Anfang des öfteren genutzt wurde ("Das Nadelöhr", "Das oberste Gesetz") Jedoch - die Anzahl solcher Episoden ist im Laufe der Staffeln immer weiter reduziert worden, und das mit gutem Grund. Die Heimreise-Story als solche ist viel zu vorhersehbar und durchschaubar - von Anfang an muß dem Zuschauer klar sein, daß, um es mal mit "
Gilligan's Insel" zu vergleichen, die Crew "die Insel nicht verlassen wird", egal wie groß die Anstrengungen sind und wie trügerisch nah die Heimat schon zu sein scheint - am Ende wird man immer scheitern. Der Grund: die Trennung der Voyager von der Heimat ist nun mal das zentrale Thema der Serie, und sie wäre nicht mehr dieselbe (wenn nicht gar vorzeitig zu Ende), wenn man vor den letzten paar Episoden der finalen Staffel die Crew nach Hause schicken würde - das haben Produzenten und Fans gleichermaßen immer wieder eingestanden . Wir alle wissen, was mit "Superman" passierte, nachdem Lois von Clarks wahrer Identität erfuhr und die beiden schließlich sogar heirateten: die Spannung war weg, die Geschichten wurden oberflächlich und als unweigerliche Konsequenz gingen die Quoten in den Keller. Die Autoren von "Star Trek: Voyager" scheinen sich mittlerweile dieses Dilemmas bewußt zu sein (auch wenn seitens Paramount - wohl aus Promotiongründen - besonders zum Ende der Staffeln hin immer wieder Heimreisegerüchte auftauchten und noch auftauchen werden), so daß sie sich in "Euphorie" gar nicht erst bemühen, dem Zuschauer etwas vorzuspielen, was sich am Ende sowieso als falsch herausstellen würde. Hier liegt die große Stärke der Episode, denn allein aufgrund der Bedienung üblicher "Heimreise-Klischees" (auf die "Harry-ist-ganz-außer-sich" Szenen wurde glücklicherweise dieses Mal verzichtet) und der großen Ähnlichkeit zu "In Furcht und Hoffnung", was die Art der intendierten Heimreise anbetrifft (in beiden Fällen erliegt die Crew beinahe einer cleveren Täuschung), bleibt der Episode nur ihr origineller Plot, um Punkte beim Publikum zu erzielen. Und dies gelingt der Folge in der Tat - hier wird wirklich nur die Crew der Voyager getäuscht, nicht aber der Zuschauer. Letzterer weiß von Anfang an, daß das ganze eine Falle ist und die Möglichkeit einer Heimreise grundsätzlich gar nicht besteht (im Gegensatz zum Finale der 4. Staffel, wo man unter anderen Umständen durchaus mit der Dauntless hätte zur Erde reisen können). Denn er sieht schon zu Beginn den außerirdischen Captain (Qatai) und das riesige Raumwesen, er erlebt die anfängliche Skepsis der Crew und erfährt von den Ungereimtheiten - kurzum, er sieht das ganze aus einem objektiven Standpunkt und ist damit nach dem überraschenden "Sinneswandel" eines Großteils der Besatzung ihr gegenüber bis zur Auflösung der Geschichte im Vorteil. Statt den Zuschauer also im Ungewissen zu lassen und dieses Nicht-Wissen gegen ihn auszuspielen, konzentriert sich "Euphorie" stattdessen auf die Darstellung des "Wie" und des "Warum" - warum kann die Crew nicht nach Hause kommen und wie wurde sie getäuscht? Dieser Part ist sowieso wesentlich interessanter, auch wenn wir eine derartige Handlung in ähnlicher Form schon einmal gesehen haben (in "Rätselhafte Visionen", wo die Crew ebenfalls ihren Träumen erlag, bewußtlos wurde und somit einem fremden Wesens schutzlos ausgeliefert war).
Wenn der Zuschauer (zugegebenermaßen durch etwas profundere Einblicke) aber den Schwindel so leicht durchschauen kann, wieso ist dann die Crew in der Geschichte so anfällig dafür? Die Erklärung ist gleichermaßen simpel und plausibel. Der Wunsch nach einer Rückkehr nach Hause ist der gemeinsame Nenner, der die Crew, welche anfangs aufgrund ihrer nicht unproblematischen Zusammensetzung aus Maquis und Föderationsbürgern noch so uneinig in ihren Standpunkten, Ansichten und Zielen ist, zusammengebracht hat, über Jahre hinweg ob der Schwierigkeiten und Opfer zusammengehalten und zu einer großen, multikulturellen Familie gemacht hat. Nur durch Kombination der Ressourcen, mit vereinten Kräften, durch einen gemeinsamem Glauben an das Unmögliche, hinter dem alle persönlichen Interessen und Ziele zurücktreten müssen, konnte die Mannschaft überleben, ohne die Hoffnung und Zuversicht zu verlieren, doch dies wird ihr hier zum Verhängnis. Angesichts der Tatsache, daß die Crew schon einmal zu oft auch ohne äußere Einflüsse ein Opfer ihrer Hoffnungen geworden ist ("Das oberste Gesetz"), erscheint das Raumwesen, welches die geheimsten Sehnsüchte der Menschen erkennt und diese sogar scheinbar (d.h. im Geist) erfüllen kann, als die ultimative Falle für die Besatzung. Dabei weiß vor allem die subtile Differenzierung der Wünsche der einzelnen Besatzungsmitglieder zu gefallen, welche ja trotz des "großen Ziels" nach wie vor bestehen und inbesondere in der Stunde der Heimkehr wieder aktuell werden müssen. In diesem Zusammenhang spielen vor allem die Fragen "Was bedeutet die Heimat für die Crew?" und "Wie definiert sich die Heimat?" eine Rolle, wobei sich die Antworten in "Euphorie" exakt an die etablierte Charakterisierung der Besatzungsmitglieder hält und somit zu früheren Episoden wie "In Furcht und Hoffnung" oder "Jäger" eine hervorragende Kontinuität aufweist. Die Darstellung der vermeintlich echten, durch das "Wurmloch" übermittelten Sternenflottenbotschaften enthüllt dabei die innersten Sehnsüchte der Crew auf trickreiche Weise und trägt so viel zur näheren Charakterisierung bei. So ist Janeways Erfüllung in erster Linie natürlich, die Crew nach Hause gebracht und ihre angebliche Schuld ("Nacht") beglichen zu haben, doch wartet als persönlicher Bonus ihr Freund Mark auf sie, dessen bevorstehende Hochzeit mit einer Kollegin ("Jäger") günstigerweise ins Wasser gefallen ist. Dies offenbart, daß sie offensichtlich auch nach fünf Jahren noch sehr an ihm hängt und erklärt, wieso sie sich mit neuen Beziehungen (allen voran mit Chakotay) bisher so schwer getan hat ("Kontrapunkt" zählt hier nicht, da ihr Flirt mit Kashyk durchaus ein Teil des Spiels gewesen sein könnte). Stellvertretend für alle Maquis erhält Chakotay die Begnadigung durch die Föderation - was jener Teil der Crew wohl als Voraussetzung für den Fall einer Heimkehr ansieht (was wollen sie auf der Erde, wenn sie ihre Freiheit nicht behalten?). Selbst Tuvok gerät in den Bann des Wesens, obwohl er nicht von der Erde stammt - denn auch er hat eine starke Bindung zur Heimat: an seinen nahe der Erde gelegenen Heimatplaneten Vulkan, aber vor allem an seine Frau und seine Kinder, wie wir hier sehen und bereits in der letzten Episode ("Schwere") erfahren haben. So hat jedes Besatzungsmitglied einen eigenen, ganz speziellen Grund, dem Vorgetäuschten leichtfertig Glauben zu schenken und den freien Willen aufzugeben, um sich dem Wesen auszuliefern. Nun, fast jedes Crewmitglied. Denn im gleichen Kontext macht es andererseits ebenfalls perfekt Sinn, daß einige Besatzungsmitglieder nicht durch die neurogenischen Kräfte des Wesens beeinflußt, zu Marionetten entmündigt und schließlich ganz ausgeschaltet werden, ganz einfach, weil sie gar keine Bindung zur sogenannten "Heimat" haben. Dies betrifft in erster Linie natürlich Seven, welche durch ihre Geburt in einer Föderationskolonie("Die Gabe"), ihre ständigen Reisen mit ihren Eltern durch unerforschte Gebiete fernab der Heimat, aber vor allem durch ihre Assimilation in frühen Jahren, ihr Aufwachsen im Borgkollektiv im Deltaquadranten und ihre Zeit auf der ebenfalls in diesem abgelegenen Teil der Galaxis gestrandeten Voyager nach ihrer Deassimilation sich nicht nur nicht an diese ferne Heimat erinnern kann, sondern sogar Angst davor hat, dorthin zurückzukehren und als fast-menschliche Drohne unter Milliarden von Menschen zu leben. Hier schlägt "Euphorie" auf exzellente Weise einen Bogen zu "Flaschenpost" und "In Furcht und Hoffnung", die diese Furcht ebenfalls thematisierten. Ein weiterer Grund für ihr Unbehagen könnte der Groll sein, den sie gegen ihre Eltern und alles, wofür sie stehen, hegt, wie es besonders im nachfolgenden Zweiteiler ("Das ungewisse Dunkel") verdeutlicht werden wird. Vielleicht ist es aber auch die ihr zueigene, durch die Borg erlernte völlige Rationalität und Objektivität, oder eine Mischung aus allen Gründen, die ihr die einzigartige Immunität gegenüber dem Wesen verleiht. Auch Naomi Wildman ist immun, aus nicht so prägnanten, aber doch ähnlichen Gründen, hat sie doch ihr gesamtes bisheriges Leben auf der Voyager verbracht, wo sie auch geboren wurde ("Die Verdopplung"), wobei sie "die Heimat" allenfalls aus den Erzählungen ihrer Mutter und ein paar Holoprojektionen kennt. Als Hybrid ist ihre Bindung zur Erde letzten Endes wahrscheinlich nicht stärker und nicht schwächer als zur Heimat ihres anderen Elternteils (Katurus, gezeigt in "Icheb"). Somit hängt das Schicksal der Voyager und ihrer Crew, nachdem diese außer Gefecht gesetzt worden ist und ihrem Verderben entgegensieht, von diesem ungleichen Paar ab, welches durch den Doktor als naturgemäß immunes Hologramm, das einmal mehr die Chance erhält, über seine Programmierung hinauszugehen und seine vielseitigen Qualitäten zu beweisen, und den "hiesigen Monsterexperten", der nicht ganz so tiefgründig und detailgenau charakterisiert wird, aber als das Ebenbild des besessenen, von einer ganz speziellen Euphorie getriebenen Captain Ahab aus "Moby Dick" trotzdem sehr glaubwürdig erscheint, zu einem noch ungleicherem Quartett wird, das trotz alledem am Ende Erfolg hat, allein dadurch, daß es sich seinen objektiven, selbstbestimmten Standpunkt bewahren kann.
Denn letztendlich ist dieses telepathische Suggestionen aussendende, kilometergroße Raummonster gar nicht so phantastisch, denn in gewisser Weise gibt es jenes Wesen tatsächlich: es ist in uns (wenn auch in weniger extremer und dominanter Weise), als physisch nicht existentes, aber auf mentaler Ebene doch vorhandenes Verlangen, als nagende Sehnsüchte und Wünsche, als unerfüllte Träume, die unsere Objektivität beeinflussen und uns zu den psychisch fremdbestimmten Wesen machen, die wir nun mal sind. Einen "freien Willen" gibt es doch eigentlich gar nicht, da wir uns selten von völlig rationalen Überlegungen leiten lassen und stattdessen auf unsere Gefühle vertrauen, die uns eben auch täuschen und in die Irre führen können. Seien wir mal ehrlich: Wie oft erliegen wir falschen Hoffnungen, ignorieren blind die Realität und verlieren den klaren Verstand durch den Glauben an unsere eigene kleine, perfekte Idealwelt, die wir uns in unserem Geist errichtet haben? Das Raumwesen ist am Ende nur ein Konstrukt, ein Katalysator für die verschiedensten Wünsche, sei es ein grüner, paradiesgleicher Planet (die Nokaro-Crew), ein schneller Weg nach Hause und die Erfüllung aller persönlichen Wünsche und Karrierepläne (die Voyagercrew) oder gar der Tod des Wesens (in Bezug auf dieses Verlangen sind sowohl Seven als auch Qatai beinahe einmal den Kräften des Wesens erlegen). Auch hier trifft zu, was in der letzten Episode von dem vulkanischen Meister gesagt wurde: Gefühle sind eine mächtige, aber auch sehr gefährliche Eigenschaft. Doch unweigerlich muß man ergänzen: würden wir nicht gelegentlich von Euphorie überkommen werden und an etwas phantastisch anmutendes, objektiv gesehen so gut wie unmögliches glauben, wären wir wohl keine Menschen, sondern geistlose Maschinen, und würden am Ende nur halb so viel erreichen. Verrückte Träume haben schon immer unsere Phantasie beflügelt und sind oftmals gegen alle Wahrscheinlichkeiten Realität geworden: das Fliegen, Energiegewinnung aus dem Atom, Reisen zum Mond. Die Vorstellungskraft ist der wichtigstes Motor unserer sozialen und wissenschaftlich-technischen Evolution - und dies ist doch allemal ein paar gelegentliche Fehltritte und geistige Verirrungen wert. Der feste Glaube an die mehr als unwahrscheinliche Rückkehr der Voyager zur Erde in weniger als einer Lebensspanne ist auch ein solcher Traum. Dies haben Seven und Naomi in der letzten Szene erkannt, wenn sie, obwohl sie das gerade Erlebte doch eigentlich in ihrer Ansicht bestärkt haben sollte, wie falsch der irrationale Glaube der Crew doch ist, sich trotzdem eingestehen, daß die Erde einen Blick wert sein und sich die Hoffnung eines Tages auszahlen könnte.
Alles in allem ist "Euphorie" eine sorgfältig inszenierte Stunde Star Trek, die Themen von allgemeinen Interesse berührt und gleichzeitig zu unterhalten weiß - eine seltene Mischung, die die Episode zu eine der vergnüglichsten in dieser Staffel macht.
16.04.2001

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Zitate

Doktor: "Und wer könnten Sie sein? Der hiesige Monsterexperte?"

Doktor: "Ich bin so etwas wie ein Renaissance MHN."

Seven (über die Erde): "Und vergrößert das Studieren dieses Bildes dein Verlangen, dorthin zu gelangen?"
Naomi: "Nicht wirklich."
Seven: "Ich stimme dir zu. Sie ist wenig bemerkenswert."
Naomi: "Aber meine Mutter mag sie. Und sogar Neelix kann es nicht erwarten, sie zu sehen. Somit denke ich, daß sie so schlecht nicht sein kann."
Seven: "Von der Entschlossenheit der Crew ausgehend, nach Hause zurückzukehren, habe ich keine Zweifel, daß wir sie eines Tages selbst zu sehen bekommen werden."

 
Logbuch
Tägliches Logbuch, Seven of Nine. Während wir gescheitert sind, eine neue Quelle für Deuterium ausfindig zu machen, hatte die Mission zumindest für ein Besatzungsmitglied einen erzieherischen Wert.
Logbuch des Captains, Sternzeit 52542.3. Die Langstreckensensoren haben ein Wurmloch identifiziert, das zum Alphaquadrant führt. Unglücklicherweise haben Folgescans enthüllt, daß es sich um eine Art ausgeklügelte Täuschung handelt. Die Frage ist: wer versucht uns in die Irre zu führen, und warum?
Logbuch des Captains, Nachtrag (Sternzeit 52542.4). Wir haben begonnen, schwache Telemetrie von unserer Sonde zu empfangen. Ich möchte nicht die Hoffnungen der Crew unterstützen, aber B'Elanna denkt, es könnte eine Nachricht von der Sterneflotte sein. Ich beginne mich zu fragen ob meine frühere Skepsis gerechtfertigt war.
Logbuch des Captains, Nachtrag (Sternzeit 52542.5). Ich habe einen Kurs zu dem Wurmloch gesetzt. Mit etwas Glück sollten wir in ein paar Tagen zurück im Alphaquadranten sein.
Logbuch des Captains, Sternzeit 52542.3. Wir haben eine Reihe von Bojen ausgesetzt, um andere Schiffe vor dem bioplasmischen Wesen zu warnen, und haben den Kurs nach Hause - unserem wirklichen Zuhause - wiederaufgenommen.
 
Star Trek Datenbank
Die Nokaro, ein Kolonistenschiff dessen Besatzung hauptsächlich aus Familien besteht, kommt 2331 auf ihrer Suche nach einer neuen Welt in Reichweite eines hundertausende Jahre alten Raumwesens, das der Besatzung durch telepathische Beeinflussing vorspielt, ein grünes Paradies zu sein. Zu spät erkennt die Crew der Nokaro die Wahrheit und das Schiff wird samt Besatzung von dem Wesen verschlungen, bevor irgendjemand auf den abgesendeten Notruf reagieren kann.
 
Background
Folgende geheimen Sehnsüchte der Crew erkennt das Raumwesen und erfüllt sie scheinbar durch die Vortäuschung von durch das Wurmloch gesendete Botschaften:

Captain Janeway erhält einen Brief von Mark, in dem sie erfährt, daß seine Verlobung geplatzt ist und er damit wieder frei ist. Das ist ein kleiner Kontinuitätsfehler. Es bezieht sich offensichtlich auf die Ereignisse in "Jäger", wurde aber von den Autoren falsch recherchiert: damals erfuhr sie aus einer echten Botschaft von Mark, daß er eine Kollegin bereits 4 Monate zuvor geheiratet hat - da sieht man mal, wie sehr die Kräfte des Wesens dem logischen Verstand zusetzen, daß Janeway diese kleine, aber feine Ungereimtheit nicht auffällt... Trotzalledem: es ist ihr größter Wunsch, war doch Mark bereits in "Rätselhafte Visionen" der Star ihrer Halluzinationen...

Chakotay erhält eine volle Begnadigung und Wiedereinstellung in der Sternenflotte. Als wäre dies nicht genug, wird ihm auch noch eine Professur in Anthropologie an der Sternenflottenakademie angeboten. Die Begnadigung bezieht sich zweifelsohne auf seinen Status als Maquis, welche ja als gesetzlose, abtrünnige Föderationsbürger gelten und verurteilt und in Straflager gesteckt wurden (zumindest jene, die überlebt haben; siehe die entsprechende Bemerkung in "Jäger"). Auch die Maquis der Voyagercrew müssen mit einer formellen Anklage bei ihrer Rückkehr rechnen, falls man ihnen nicht wie hier aufgrund ihrer Leistungen Amnästie gewährt. Die Wiedereinstellung Chakotays ist die Konsequenz aus der Bemerkung in "In Fleisch und Blut", er wäre 2368 aus der Sternenflotte ausgetreten. Und die Professur in Anthropologie bezieht sich natürlich auf seine große Leidenschaft, von der wir in "Vor dem Ende der Zukunft II" erfuhren (dort sagte Chakotay auch, er würde gern an einer Universität lehren, wenn er wieder auf der Erde wäre).

Neelix wird von der Sternenflotte (eigenartigerweise nicht von der Föderation, was das einleuchtendere Prozedere wäre) zum Botschafter des Lan'tuan Sektors ernannt, der anscheinend von Vierfüßlern bevölkert wird! (kleiner Scherz am Rande, liebe Autoren?) Als Fast-Botschafter der Voyager (siehe "Makrokosmos" und "In Furcht und Hoffnung") wäre dies natürlich sein persönlicher Traum nach der Rückkehr in den Alphaquadranten.

Tuvok sieht in einer Halluzination seine Frau T'Pel  wieder und verbringt mit ihr einen (für vulkanische Verhältnisse) innigen, sehr persönlichen Moment. Dies scheint die größte Sehnsucht des sonst so emotionslosen Vulkaniers zu sein, hatte er doch schon in "Rätselhafte Visionen" eine ganz ähnliche Vision mit seiner Frau (glücklicherweise von derselben Schauspielerin dargestellt!).

Und zuguterletzt bleibt auch Tom Paris nicht unbedacht, der ehemalige Rebell, der ursprünglich gar nicht zurück nach Hause wollte ("Jäger"). Er erhält mal zur Abwechslung keinen Es-tut-mir-leid-Brief von seinem Vater, sondern ein Job-Angebot, als Pilot in einem neuen Flugtestzentrum in Australien tätig zu sein. Zweifellos eine große Sache für ihn, ist er doch ein Fan von Strand, Wellen und Sonne (u.a. "Der Schwarm", "Das andere Ego") sowie ein Liebhaber schneller, experimenteller Schiffe ("Vis à Vis" und in der sechsten Staffel "Alice").
Qatais jahrzehntelange Jagd auf das "Raummonster", sein Streben nach Rache für den "Mord" an seiner Familie legt nahe, daß der Charakter eng an den ähnlich besessenen Captain Ahab aus Herman Melvilles Klassiker "Moby Dick" angelehnt ist. Nicht nur erinnert das Innere des Wesens verblüffend an das Innere eines Wals (wie auch immer das aussehen mag), auch die subtile Bemerkung des Doktors "Einen Ishmael für ihren Ahab? Nein danke!" auf das Angebot Qatais hin, ihn zu begleiten, bestätigt die beabsichtige Parallele. Übrigens: auch Captain Picard wurde in "Star Trek: Der Erste Kontakt" mit Captain Ahab verglichen, weil er sich an den Borg für seine (seelische) Verstümmelung rächen wollte. Unnötig zu sagen, daß der Vergleich hier wesentlich passender ist, aber letzten Endes verlieh die Referenz dem Kinofilm eine großartige, tiefgründige Note.
Die deutsche Synchronisation darf wieder mal mit zwei auffälligen Fehlern glänzen: der Sinnentstellung, daß mit "Nokaro" ein Volk gemeint ist, und nicht ein Schiff ("Es war dasselbe mit den Nokaro" statt "der Nokaro"), sowie der völlig unsinnigen, wortwörtlichen Übersetzung von "Renaissance-MHN" mit "wiedergeborenes MHN". Na ja, zumindest hat man sich erinnert, wie man das englische "EMH" im Deutschen abgekürzt hat...
In der deutschen wie in der englischen Version hat sich ein Fehler bei den Sternzeiten eingeschlichen, wie unschwer in der Logbuch-Rubrik auf dieser Seite zu sehen ist: der erste Eintrag vor dem Entdecken der Kreatur und der letzte Eintrag, nachdem die Voyager entkommen ist, haben dieselbe Sternzeit, was nicht sein kann, da dazwischen sicher einige Stunden vergangen sind, zumal bei der Recherche Sevens im Computerlogbuch eindeutig die späteren Sternzeiten der Nachträge (supplementals) auf dem Bildschirm zu sehen sind! Es ist anzunehmen, daß der Fehler bereits im Drehbuch vorkommt und nicht (wie etwa Sevens berühmter Dreher in "Die Omega-Direktive") den Schauspielern anzulasten ist.

 

Web-Referenzen
An Introduction to Moby Dick
Diese tiefgründige Analyse untersucht insbesondere die Figuren Ishmael und Ahab in Melvilles "Moby Dick". Nur etwas für Leute, die den Roman kennen und sich für eine weitergehende Untersuchung interessieren.
Summary of Moby Dick
Für eine kurze Einführung in den eigentlichen Inhalt des Romans "Moby Dick" ist diese Website besser geeignet.


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